Wuppertaler Professor rechnet mit der Bankenaufsicht ab

UniTal Vortragsreihe beginnt am Donnerstag mit einem Knaller. Professor Paul J.J. Welfens erklärt die internationale Finanzkrise.

Wuppertal. Am 26. März geht in der Citykirche Elberfeld am Kirchplatz die UniTal-Reihe 2009 an den Start. Zum Auftakt erwartet die Zuhörer einer der renommiertesten Volkswirte mit internationalem Ruf. Professor Paul J.J. Welfens vom Europäischen Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Bergischen Universität spricht über ein Thema, das aktueller kaum sein kann: "Internationale Bankenkrise - Ursachen und Auswege".

Banker gelten als Hauptverantwortliche der weltweiten Wirtschaftkrise. Als Zocker ohne Kompetenz und Moral, als Absahner von völlig irrationalen Boni haben sie zu verantworten, dass eine Volkswirtschaft nach der nächsten in die Knie geht, Anleger um ihr sauer Erspartes betrogen werden, Kreditnehmer vor dem Ruin stehen und Millionen ihre Arbeitsplätze verlieren - so die gängige Meinung. Und tatsächlich: "Im September vergangenen Jahres standen die Weltfinanzmärkte vor der Kernschmelze", beobachtet Welfens.

Auch er spricht von Dilettantismus im großen Stil und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Verantwortliche geht - beispielsweise um jene, die bei der unscheinbar anmutenden Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafik) in Lohn und Brot stehen. "Eine völlig untragbare Behörde. Jeder Tag, an dem die Bankenaufsicht nicht reformiert ist, ist ein Tag, an dem die Krise nicht bewältigt wird", so Welfens. Die Bankenaufseher hätten das riskante Geschäft mit außerbörslich gehandelten Kreditversicherungspolicen ausufern lassen und lange unterschätzt, wie groß die Probleme in den USA seien.

"Bereits 2005 haben Ökonomen vor der Überlastung auf dem amerikanischen Immobilienmarkt gewarnt. Aber niemand hat sich darum gekümmert." In den USA seien Rendite-Illusionen ohne Beispiel aufgebaut worden. "Damit wurde unglaublich viel Geld ins Land geschaufelt. Dabei musste jeder wissen, dass Eigenkapitalrenditen von 20 und mehr Prozent auf Dauer nicht realisierbar sind. Aber wen hat das schon auf der Jagd nach Bonuszahlungen interessiert?"

Jetzt, nach dem Crash der Finanzmärkte, sei der Vertrauensverlust die am schwersten zu bewältigende Aufgabe. Es herrsche ein gefährliche Nervosität: "Keine Bank vergibt der anderen mehr Kredite. Das 480-Milliarden-Euro-Hilfspaket war der Beweis für die Handlungsfähigkeit der Regierung. Der Rettungsschirm kauft uns allerdings nur Zeit, mehr nicht."

Den Banken stellt der Wuppertaler Wirtschaftsprofessor das denkbar schlechteste Zeugnis aus: "Die Großbanken haben versagt und versagen nach wie vor. Die Kundenbetreuung ist jämmerlich, die Ausbildung unangemessen. Wenn die Banken das selbst nicht erkennen, haben wir ein Riesenproblem." Welfens sieht gleichwohl auch den Staat in der Pflicht. "Der Casino-Kapitalismus ist unakzeptabel und muss auf Dauer geschlossen werden." Er hält eine Steuerreform ebenso für unverzichtbar wie gesetzliche Regelungen für mehr Transparenz beim Handel mit Kreditversicherungen. Und er mahnt zur Eile: "Es muss schnell gehandelt werden, uns läuft die Zeit davon."

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