Lebenshilfe: Umsatz in den Werkstätten steigt

Für viele Arbeiten fanden sich keine Firmen in der freien Wirtschaft.

Wuppertal. Hätte die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Wuppertal e.V. diese Arbeit nicht erledigt, dann hätte die Härterei, von der die Anfrage kam, gleich ihren ganzen Auftrag verloren. Denn der Kunde der Härterei bestand darauf, dass die Schrauben nicht mehr nur gehärtet, sondern auch konserviert werden. Eine Aufgabe, die nach einer Investition von rund 20.000 Euro nun die Lebenshilfe übernimmt. Andere normale Firmen hatten nach Angaben von Lebenshilfe-Geschäftsführer Stefan Pauls und Technik-Leiter Uwe Meyer kein Interesse an diesem Job.

Um rund 5 Prozent ist der Umsatz der Werkstätten im vergangenen Jahr gestiegen. Die Tätigkeiten: Vielfältig. Beim Hochfrequenzschweißen entstehen Zeugnishüllen und Plastiktaschen, in denen Europcar die Fahrzeugpapiere verstaut. Auch Durable lässt hier Flip-Charts bauen. In der Schreinerei stellen die Mitarbeiter für FAG Kisten her, die nach Übersee gehen. Schieferplatten werden vorgebohrt. Viel bergisches Werkzeug wird mit einem Aufdruck versehen oder für den Handel konfektioniert. Dazu kommen unter anderem Arbeiten in der Schlosserei, in der Kfz-Werkstatt, im Garten- und Landschaftsbau. Die Großküche stellt allein 1000 Essen täglich für die Polizei her. Außerdem erhalten vier Schulen, davon eine in Wuppertal, ihr Mittagessen von der Lebenshilfe. Und schließlich gibt es noch einen Kartoffelschälbetrieb, der täglich rund eine Tonne Kartoffeln von der Schale befreit. Die Lebenshilfe hat also nach Angaben von Pauls viele Gründe darüber nachzudenken, mit einem eigenen Shop auf den Markt zu gehen.

Der Anspruch, mit dem die Lebenshilfe als Dienstleister für die Industrie auftritt, unterscheidet sich kaum von dem bei Proviel. Ziel ist es dementsprechend, Aufgaben, die sonst in Billiglohnländer ausgelagert werden, in Deutschland zu halten und bei der Lebenshilfe erledigen zu lassen. Gleichwohl betreut und fördert die Lebenshilfe auch Menschen, die einfach nicht produktiv arbeiten können. Das sind rund 80 Personen im sogenannten heilpädagogischen Arbeitsbereich.

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