„Wir sind weiter hochmotiviert“

„Willkommen in Cronenberg“ verteilt Kleidung an Flüchtlinge. Und hilft auf dem Weg ins Arbeitsleben.

„Wir sind weiter hochmotiviert“
Foto: Stefan Fries

Cronenberg. „Kleine Herrensachen“, das ist es, was in der Kleiderkammer immer gern genommen wird: Das berichtet Sieglind Pleiss (67), die zwei Mal in der Woche ihren Dienst in dem Lager an der Hastener Straße versieht. Vor mehr als zwei Jahren organisierte die Initiative „Willkommen in Cronenberg“ aus dem Stand Hilfe für die Menschen, die im Herbst 2015 in großer Zahl nach Deutschland kamen und auch nach Cronenberg. Inzwischen hat sich der Schwerpunkt der Arbeit verlagert.

Was immer noch gebraucht wird, ist Kleidung. Neben Männersachen in kleinen Größen fehlen vor allem Mädchensachen, sagt Sieglind Pleiss. „Wir wissen auch nicht warum. Aber immer wenn wir Pakete aufmachen, finden wir vor allem Jungensachen.“ Auch an Schuhen fehle es, gewünscht seien Sport- und Joggingschuhe. Und Stiefel für Mädchen und Frauen.

Donnerstags öffnet die Kammer von 11 bis 15 Uhr für die, die Kleidung brauchen. „Manchmal stehen um 11 Uhr schon 30 Leute vor der Tür“, berichtet Sieglind Pleiss. Jede Woche helfen sie durchschnittlich 40 bis 50 Personen — aus Syrien und Eritrea, der Mongolei oder anderen afrikanischen Ländern. Die werden jeweils komplett eingekleidet. Damit die Spenden gleichmäßig verteilt werden, dürfen die Flüchtlinge jeweils nur vier Mal im Jahr kommen.

Trotzdem kennen Sieglind Pleiss und ihre Kollegen ihre Kunden: „Es ist schön, zu sehen, wie die Kinder größer werden“, sagt die Helferin. Sie freut sich, wenn sie bemerkt, wie gut einige schon deutsch sprechen.

In Cronenberg leben nicht mehr viele Flüchtlinge. In der Unterkunft neben der Kleiderkammer sind es etwa 50 junge Männer. Die seien aber nicht interessiert an weiterer Hilfe, sagt Peter Hytrek, der sich um die Begleitung von Flüchtlingen kümmert. Seit Herbst 2015 hat er 26 Paten vermittelt. Viele davon fragten nicht mehr oft um Rat — es laufe offenbar gut. „Es sind zum Teil richtige Freundschaften entstanden“, sagt Hytrek.

Auch wenn aktuell keine akute Hilfe gebraucht wird: „Wir sind weiter hochmotiviert“, versichert er. Regelmäßig treffen sich die Koordinatoren — bei Bedarf könnten sie kurzfristig auch wieder größere Hilfsaktionen organisieren.

Hytrek hilft auch, jungen Leuten den Weg ins Arbeitsleben zu ebnen. Drei jungen Männern konnte die Initiative Lehrstellen vermitteln, einer bekam seine Ausbildung anerkannt, er arbeitet nun bei einem Orthopädie-Schuhmacher. Und ein junger Mann studiert inzwischen in Köln.

Die Arbeitsintegration sei nicht leicht, sagt Hytrek: „Die Firmen sind vorsichtiger geworden.“ Probleme bereite die Sprache: „Die Mitarbeiter müssen ja zum Beispiel Sicherheitshinweise verstehen.“

Dabei soll ein neues Projekt helfen: Bei Cronenberger Unternehmen soll es eine gemeinsame Sprachförderung geben. Ehrenamtliche Lehrer sollen Flüchtlingen und anderen Zuwanderern mit Hilfe der Ausbilder Begriffe der Arbeitswelt beibringen.

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