„Wir dürfen das Gesundheitswesen nicht nur wirtschaftlich sehen“

Der neue NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann plant Kammer für Pflegeberufe in NRW.

„Wir dürfen das Gesundheitswesen nicht nur wirtschaftlich sehen“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der neue NRW-Gesundheitsminister, Karl-Josef Laumann (CDU), will den Pflegeberufen in Nordrhein-Westfalen zu mehr Geltung und einem besseren Ruf verhelfen. Um das zu erreichen, soll in absehbarer Zeit eine Kammer „oder etwas knapp darunter“ Ausbildung und Interessensvertretung des Berufsstandes übernehmen. „Ich persönlich ziehe eine Kammer vor“, sagte Laumann gestern vor Vertretern von Krankenkassen, Pflegediensten und der Zahnärztekammer. Der Minister war vom scheidenden Bundestagsabgeordneten Mathias Höschel (CDU) nach Wuppertal eingeladen worden. Höschel rückte für den im Dezember vergangenen Jahres gestorbenen Peter Hintze in den Bundestag nach.

Karl-Josef Laumann mahnte, nicht allein Geld zum Maßstab des Handelns zu machen. „Wir dürfen das Gesundheitswesen nicht nur wirtschaftlich sehen“, sagte der 60 Jahre alte Westfale. „Aber auf diesem Wege befinden wir uns.“

Dass Pflege- und Altenpflege auch in NRW eine zunehmend größere Herausforderung werden, will Laumann nicht nur mit mehr Ausbildung an mehr Pflegeschulen auffangen. Für den 60-Jährigen ist vor allem die Altenpflege auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Er plädiert dafür, Möglichkeiten zu schaffe, dass Menschen auch mit Hilfe der Pflegeversicherung im Alter zu Hause versorgt werden können. „Wir können den Menschen nicht vorschreiben, wo sie altwerden. Also müssen wir die Leistungen der Pflegeversicherung dorthin bringen, wo die Menschen leben“, sagte Laumann.

Dem Gesundheitswesen in NRW insgesamt stellt der Christdemokrat keine sonderlich guten Noten aus. Er habe nach seiner Amtsübernahme vor wenigen Monaten viele Dinge vorgefunden, die nicht erledigt worden seien. „Das wurde mir nach sechs Wochen von der Opposition im Landtag vorgehalten. Da habe ich zu meiner Vorgängerin gesagt, Frau Steffens, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Das ist Ihr Arbeitszeugnis.“

Schwierigkeiten sieht der Minister auf allen Ebenen. Auf dem Land fehlen Hausärzte bereits. In den Städten werde es dieses Phänomen auch bald geben. Dem will er mit der Forderung nach Professoren für Allgemeinmedizin an den medizinischen Fakultäten der Hochschulen in NRW begegnen. Denn von den 2000 ausgebildeten Ärzten pro Jahr in NRW wollten nur 200 Allgemeinmediziner werden. Diese Zahl müsse steigen, notfalls auch mit Landarztquoten, für die der Numerus Clausus als Studienzugang ausgesetzt werden kann. „Das ist nicht neu. Das hat es in den 1980er Jahren bei der Bundeswehr auch schon gegeben“, sagte Laumann. Er kündigte außerdem die Gründung einer Fakultät für Allgemeinmedizin an der Universität Bielefeld an.

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