Wie eine WZ-Kolumne zum Gegenstand der Forschung wurde

Unsere Textreihe hat in dieser Woche ihr Ende gefunden. Hans Haake und Anna Lohmann haben die Texte ausgewertet.

Wie eine WZ-Kolumne zum Gegenstand der Forschung wurde
Foto: Andreas Fischer

Am 1. Juni 2017 haben wir angefangen, uns mit dem Glück zu befassen — erst haben die Redakteure geschrieben, dann haben wir Gastautoren eingeladen. Anlass war die Glücks-App des Wuppertal Instituts. Was die Forscher wissenschaftlich erforschen, wollten wir persönlich erzählen und erzählen lassen: das Glück in Wuppertal. Wovon hängt es ab, wo liegt es und wann und mit wem kommt es heraus?

25 Autoren haben zugesagt und mitgemacht — darunter Stadtteilpolitiker, Ratsmitglieder, Dezernenten, Menschen aus Kirche, Kultur und der Uni sowie zwei Kita-Gruppen.

Die 35 Folgen der Kolumne haben Spaß gemacht — manchmal auch glücklich - aber auch der Forschung geholfen. Projektleiter Hans Haake und Mitarbeiterin Anna Lohmann haben die Texte gesammelt und ausgewertet. Anna Lohmann hat sie codiert und gezählt, was wie oft erwähnt wurde — ähnlich wie bei den Feldern der App, die Nutzer mit frei formuliertem Text füllen können.

Grundsätzlich, sagt Lohmann, seien die Antworten positiver als in der App — wohl der Fragestellung wegen. Ebenso fiel auf, dass fast alle über etwas Privates geschrieben haben. „Freizeit wird mehr thematisiert als der Beruf“, sagt Haake. Auch in der App. Aber: „Die Bedingungen von Arbeit wurden in der App häufiger thematisiert“, sagt Lohmann.

Trotzdem: Der am häufigsten genannte Begriff war der der Gemeinschaft. Der fiel 55 Mal. „Das ist das wichtigste: die Familie, die Gemeinschaft, das Umfeld“, sagt Lohmann. Danach folgte aber schon „Politik/Verwaltung“ mit 21 Erwähnungen. Das kann natürlich an den vielen Politikern liegen, die mitgemacht haben. Es kann aber auch heißen, dass Politik und Verwaltung mit am Glück der Bewohner arbeiten müssen.

Was auffällig sei, so Haake, sei, dass „Einkommen“ nur drei Mal gefallen sei; „Sicherheit“ nur ein Mal. Öfter erwähnt wurden dagegen Begriffe wie Schwebebahn, Nordbahntrasse, Zoo. „Das sind eben wichtige Identifikationsmerkmale“, sagt Lohmann.

Die Ergebnisse weichen nicht groß ab von dem, was aus den Daten der App kommt. Aber wichtig sind sie dennoch — denn das Wie ist anders. Hier gab es Platz für Geschichten. „Wir haben schon vor zwei Jahren darüber gesprochen, wie wir an solche Narrative kommen“, sagt Haake. Die Frage sei: Wie erzählen Leute Wuppertal? Die Kolumne habe da viele Beispiele geliefert, sagt Haake erfreut. Lohmann erinnert sich an einen Text, in dem der Autor von Besuchen im Zoo schrieb — erst als Kind, dann mit Kindern, dann mit Enkelkindern. In der App seien die Antworten deutlich kürzer.

Darüber hinaus habe Haake über die Kolumne viele Kontakte zu den Autoren aufnehmen können. Das ist umso wichtiger, als die Ergebnisse künftig in der Politik helfen sollen, die richtigen Veränderungen zu bewirken — wie etwa beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept.

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