Wuppertal Wie eine Bahnsperrung eigentlich gehen sollte

Aus Sicht vieler Pendler waren die Bahnsperrungen in Wuppertal aus organisatorischer Sicht eine Zumutung. Im Sommer steht bereits die nächste Vollsperrung an. Ein Beispiel aus den Niederlanden zeigt, wie es besser geht.

Wuppertal: Wie eine Bahnsperrung eigentlich gehen sollte
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Ein Satz, der Pendler aufatmen lässt: „Wir haben alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben.“ Das teilte gestern die Bahn mit. Der Öffnung des Bahnverkehrs am kommenden Montag steht definitiv nichts mehr im Wege. Am Wuppertaler Hauptbahnhof ist für 4.33 Uhr die erste planmäßige Abfahrt der Linie S7 Richtung Solingen angesetzt. Ab Oberbarmen soll laut Bahn die erste S8 Richtung Hagen ab 4.28 Uhr starten.

Kapitel geschlossen? Mitnichten. Denn im Sommer wird Wuppertal bekanntlich während der Ferien für sechs Wochen erneut vom Bahnverkehr abgeklemmt. Und: Wie die WZ mehrfach berichtete, ist aus Sicht vieler Pendler bei der Organisation des Schienenersatzverkehrs noch Luft nach oben.

Zu den Kritikern gehört Frank ter Veld (Grüne), Mitglied im Verkehrsausschuss, dem es ein besonderes Anliegen ist, das Thema Bahnsperrung noch einmal von der Politik besprechen zu lassen, ehe es im Sommer heißt „weiter so“. ter Veld sagt: „Der Ansatz soll sein, zu sehen, was schiefläuft und wo man etwas besser machen kann.“

Ansätze sieht ter Veld einige. Er war während der Sperrung mit der Bahn von Wuppertal nach Groningen im Norden der Niederlande unterwegs. Dabei erlebte er einmal Schienenersatzverkehr in Wuppertal und einmal Schienenersatzverkehr in Groningen — aus seiner Sicht ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Beispiele: „Hier wurden die Busse vollgestopft bis es nicht mehr geht“, berichtet er. Bei den Nachbarn seien stets mehrere Busse hintereinander gefahren, so dass alle Fahrgäste angenehm mitkamen und einen Sitzplatz hatten.

Die Beschilderung bewertet Frank ter Veld ebenfalls kritisch: „Das war in Oberbarmen nicht so klar beschildert.“ In den Niederlanden hingegen ein anderes Bild. Da seien auf dem Boden sogar Fußspuren aufgeklebt worden, der die Reisende sicher von der Schiene zu den Bussen führte.

So könne keiner mehr verloren gehen. Und als letztes Sicherheitsnetz habe es in Groningen dann noch dutzende Umsteigehelfer gegeben, die den Reisenden Fragen beantworten konnten. „Das war viel mehr Personal als in Wuppertal“, sagt ter Veld. Nach Angaben der Bahn seien allein am Bahnhof Oberbarmen regelmäßig fünf Bahnmitarbeiter für die Leitung der Fahrgäste im Einsatz. Die WZ konnte diese Zahl am Donnerstag bei einer Stichprobe vo Ort jedoch nicht nachvollziehen.

Frank ter Velds Fazit: „Die Organisation in Wuppertal kam mir doch sehr improvisiert vor.“ In den Sommerferien müsse das besser werden. Der Grüne fordert: „Die Fahrgäste müssen schon ernst genommen werden.“

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