WfW-Veranstaltung: Begriff „Türkisierung“ sorgt für Empörung

Die Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) gibt ihrem Vorsitzenden Dr. Reimar Kroll Rückendeckung. Kritik an dessen Äußerung über einer „Türkisierung“ kommt hingegen aus allen politischen Richtungen.

"Dies ist die endgültige Bankrotterklärung der Wählergemeinschaft für Wuppertal." Wie CDU-Fraktionschef Bernhard Simon reagierten die meisten Vertreter politischer Parteien gestern auf die Entgleisung des WfW-Vorsitzenden und Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl, Reimar Kroll. Der hatte sich auf einer WfW-Wahlversammlung gegen die "Türkisierung" der B7 stark gemacht und Maßnahmen gegen die "Verlotterung" von Innenstadtbereichen gefordert (die WZ berichtete).

Die Äußerung Krolls seien unentschuldbar, ließ Simon verlauten. Simon forderte Kroll auf, sich bei den Türken zu entschuldigen und die WfW, "die fälligen personellen Konsequenzen zu ziehen".

In einer Erklärung der SPD-Fraktion ließ Arif Izgi, Vorsitzender des Migrationsausschusses, mitteilen: "Wir lassen nicht zu, dass das friedliche Zusammenleben der Wuppertaler diffamiert wird." Auch er forderte eine Entschuldigung des WfW-Vorsitzenden und nannte in dem Zusammenhang ausdrücklich auch das Rats- und WfW-Gründungsmitglied Günter Schiller.

Der hatte gegenüber der WZ geäußert, die Formulierung Krolls sei unglücklich, können einem aber schon mal herausrutschen. Für die Jungsozialisten erklärte Seda Pernicek, Vorstandsmitglied mit türkischer Abstammung: "Reimar Kroll sollte die Türken in dieser Stadt erst einmal kennenlernen. Über die B7 zu fahren, reicht für die Kommunalpolitik nicht."

Grünen-Bürgermeister Lorenz Bahr sagte, die Äußerungen Krolls und die Bagatellisierungsversuche Schillers seien Ausdruck einer "orientierungslos daherkommenden und politikunfähigen Splittergruppe".

Die WfW selbst bemühte sich gestern um Schadensbegrenzung. In einer gemeinsamen Presseerklärung der Ratskandidaten Klaus Wiese und Günter Schiller heißt es, die "negativ besetzte Wendung von der Türkisierung" der B7 sei in einer spannungsgeladenen Stimmung gefallen. "Es ging hier nicht um Ausländerfeindlichkeit, sondern um die politischen Defizite der deutschen Politik, die üblicherweise unter sterilen Begriffen wie Prekariat, Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund etc. abgehandelt werden, und die gerade jetzt mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Migrationsbericht besondere Aktualität gewonnen haben." Niemand könne leugnen, dass es sich dabei auch um ein zentrales Wuppertaler Problem handele.

Schiller wies auch darauf hin, dass er bei der Gründung des Zentrums für Türkeiforschung mitgewirkt habe, während Wiese seit Jahren der deutsch-türkischen Juristenvereinigung angehöre. Eine Stellungnahme Krolls gab es gestern gegenüber der WZ nicht. Kroll hatte aber bereits am Donnerstag die Verwendung des Begriffs bestätigt und als "flapsige Bemerkung" bezeichnet.

Der in einer Kampfabstimmung unterlegene Detlef Schmitz will übrigens der WfW den Rücken kehren und den WfW-Fraktionsvorsitz niederlegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort