Weniger Sozialwohnungen, weil der Wohnraum so günstig ist?

Der Bestand in Wuppertal ging seit 1970 mit 58.000 auf zuletzt 16.900 Wohnungen zurück.

Wuppertal. Das Land beklagt den eingebrochenen sozialen Wohnungsbau und diskutiert für eine Neubelebung auch neue Förderprogramme. Anlass ist unter anderem, dass insbesondere in Düsseldorf, Köln und Münster Wohnraum (vor allem bezahlbarer) immer knapper wird. Zudem ist sozialer Wohnungsbau aus den 70er-Jahren häufig aus der Mietbindung herausgefallen. Und neuer Wohnraum im sozialen Wohnungsbau entsteht kaum. Auch deshalb, weil Investoren auf dem freien Markt mit größeren Renditen rechnen können. Daher rufen die Kommunen die NRW-Fördermittel nur noch wenig ab. In Wuppertal ist das sogar extrem: Nach Angaben der NRW.Bank waren im vergangenen Jahr in Wuppertal rund 6,2 Millionen Euro abrufbereit, bewilligt wurde nicht ein einziger Euro. Niemand wollte das Geld abrufen.

Dabei ist die Zahl der Sozialwohnungen auch in Wuppertal während der vergangenen Jahre drastisch zurückgegangen. Ende der 70er-Jahre gab es in Wuppertal noch rund 58.000 öffentlich geförderte Wohnungen, bis zum Jahr 2002 sank diese Zahl auf knapp 24.900 Sozialwohnungen — und im Jahr 2011 waren es schon nur noch 16.900.

Damit hat sich in Wuppertal genau das vollzogen, was auch den Markt bundesweit beschreibt. Nach dem massiven Bau geförderter Wohnungen vor allem während der 70er-Jahre sind diese Wohnungen nun aus der Preisbindung herausgelaufen. Spätestens ab den 90er-Jahren fanden es Investoren aber viel attraktiver, ihr Geld in privat finanzierte Projekte zu stecken — und dort dementsprechend auch Mieten oberhalb der Preisbindung von 5,35 Euro je Quadratmeter einnehmen zu können.

Dazu kommt aktuell ein besonderes Wuppertaler Phänomen. Nach Einschätzung der Stadt gibt es zwar auch in Wuppertal eine Unterversorgung mit Wohnraum. Das betrifft aber eben nicht den günstigen Wohnraum. Die Lage dort gilt als entspannt. Der so häufig zitierte Wuppertaler Wohnungsleerstand findet in demnach in Wuppertal gerade im preisgünstigen Segment statt. Dort ist von einem Nachfragemarkt die Rede.

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