Welcher Waldpilz schmeckt?

Pilzcoach Wilfried Collong erklärt, wie Pilzsucher giftige von essbaren Exemplaren unterscheiden können.

Was die Urlauber ärgert, freut die Pilzsammler. Reichlich Regen ließ die Pilze wachsen. „Nach zwei schlechten Pilzjahren haben wir diesmal ein gutes“, lobt Wilfried Collong. Der Chemiker hat sich in seiner Freizeit zum geprüften Pilzsachverständigen weitergebildet und leitet nun die Mykologische Sektion des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal. Bis Ende Oktober hilft er gemeinsam mit anderen Pilzsachverständigen ehrenamtlich weniger erfahrenen Pilzsammlern: Jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr zeigen sie im Glashaus des Botanischen Gartens auf der Hardt Pilze und begutachten mitgebrachte Exemplare. Der Andrang ist groß.

Collong räumt erst einmal mit einem Vorurteil auf: Pilzsammler müssen nicht am frühen Morgen durchs Unterholz kriechen. „Viele Pilze brauchen sowieso Tage, bis sie ihre Größe erreichen“, erklärt der Experte. Wer will, kann auch nachmittags losziehen. Nur im Naturschutzgebiet - da ist das Sammeln verboten. In einer Plastiktüte haben die empfindlichen Sammelobjekte nichts verloren; dort faulen sie schnell.

Wichtig sei, nur solche Pilze zu verzehren, die sicher Speisepilze sind, betont Collong. Und diese müssen gut durchgegart werden - am besten 20 Minuten lang. „Praktisch alle Pilze sind roh gegessen giftig“, warnt Collong. Fünfmal wurde der Pilzsachverständige dieses Jahr bereits von der Giftnotzentrale angerufen. Anhand von Stielresten oder Fotos versucht er dann herauszufinden, was der Patient wohl gegessen hat.

Häufig in Wuppertals Wäldern zu finden ist der Maronen-Röhrling: Er hat einen braunen Hut, der ausgewachsen leicht zehn Zentimeter Breite erreichen kann und leicht klebrig ist. „Der Stil ist bräunlich überfasert“, nennt Collong ein Erkennungsmerkmal. Die Röhren sind anfangs weiß und färben sich durch die Sporen dann grün. Auf Druck werden sie bläulich.

Lecker sind auch die Stockschwämmchen, die an Baumstümpfen oder umgefallenen Bäumen in Bündeln wachsen. Sie haben einen kleinen braunen Hut mit Lamellen und lange Stiele. „Da muss man aber aufpassen, das Stockschwämmchen hat einen potenziell tödlichen Doppelgänger!“, warnt Collong. Der wesentliche Unterschied: Die guten Stockschwämmchen haben auf dem Stiel kleine Schüppchen, der Gifthäubling nicht. Sehr ähnlich sieht auch der giftige Grünblättrige Schwefelkopf aus: Er wächst ähnlich wie das Stockschwämmchen in Bündeln an Holz - hat aber eine gelb-grüne Farbe.

Welcher Waldpilz schmeckt?
Foto: Gerhard Bartsch

Der Birkenpilz ist gut zu erkennen: Er wächst unter Birken und auch sein langer, kräftiger Stiel ähnelt mit seinen schwarzen Flocken auf weißem Grund dem der Birke. „Röhrlinge leben immer in Symbiose mit Bäumen“, erklärt Collong. Der Hut ist braun, die Röhren an der Unterseite sind hell.

Für Kenner ist auch der Perlpilz ein guter Speisepilz: Er hat auf seinem Hut weiße Flecken und an der Unterseite Lamellen. Am Stil hat er einen Ring. Und ganz wichtig: „Der Perlpilz rötet sich irgendwo!“, sagt Collong. Das unterscheidet ihn vom sehr giftigen Knollenblätterpilz, der manchmal ähnlich aussieht, aber eben keinen Rosa-Ton aufweist.

Am Wegesrand entdecken auch Wanderer mit wenig Erfahrung leicht den Schopftintling: Er ist mit seinem lang nach unten gezogenen, leicht zerfransten Hut gut zu erkennen. Hier sei wichtig, nur junge Exemplare zu ernten und schnell zu verzehren, sagt Collong: „So lange er rein weiß ist, hat er eine leichte Spargelnote. Später zerläuft er zu Tinte.“

Auffällig sind auch dieFlaschen-Stäublinge mit ihrem dicken, direkt in den Hut übergehenden Stil und den kleinen Stacheln auf dem Hut. Sehr verbreitet sind die Täublinge, die es in den verschiedensten Farben von Weiß über Braun und Grün bis Rot gibt. Der Pilz hat weiße Lamellen und einen Stiel ohne Ring. Der Stiel bricht glatt ohne Fasern - ein Unterscheidungsmerkmal zum Knollenblätterpilz.

Pfifferlinge sind in Wuppertal eher selten zu finden, obwohl sie eigentlich anspruchslose Pilze sind. Sie leuchten den Sammlern durch ihre auffallend gelbe Farbe entgegen. Allerdings gibt es auch einen falschen Pfifferling: Er hat unten Lamellen, während der echte dort Leisten hat, die sich nicht verschieben lassen. Gefährlich ist aber auch der Falsche Pfifferling nicht - nur geschmacklos.

Der Steinpilz hat einen braunen Hut und einen dicken Stiel. „Der ist von einem feinen weißen Netz überzogen“, erklärt Collong. Die Röhren färben sich oft leicht grün. Derzeit noch nicht zu finden ist der eigentlich weit verbreitete Hallimasch: Er hat seine beste Zeit im Herbst. Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst im Unterholz nach Pilzen zu suchen, lernt wichtige Details bei den Pilzwanderungen des Naturwissenschaftlichen Vereins. Wer mit einem Buch losziehen will, der sollte ein neues benutzten, rät Collong: „Bei manchen Pilzen gibt es neue Erkenntnisse. Der Kahle Krempling etwa galt als Speisepilz, kann aber einen allergischen Schock hervorrufen.“

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