Wasser, Wetten und Protest am Beckenrand

Beim 24-Stunden-Schwimmen auf Küllenhahn gab es auch Kritik am Spardiktat.

Wuppertal. Ramon braucht Willenskraft. Es ist Sonntag, 7 Uhr in der Frühe, als der 12-Jährige am Beckenrand steht. Eine außergewöhnliche Trainingszeit für das Mitglied der Ronsdorfer Schwimmgemeinschaft (RSG). Dieses Rennen ist für ihn daher so etwas wie ein kurzer, aber intensiver Wachtraum. Von Startblock Fünf wird er gleich ins Wasser springen. Wird das seine Glückszahl sein? Wer weiß.

Immerhin geht es um eine ehrgeizige Wette: Innerhalb von 24 Stunden will er 15 Kilometer schwimmen - und das hat er seinem Vater einen Tag zuvor in die Hand versprochen - kurz bevor das 24-Stunden-Schwimmen um 13 Uhr im Sportleistungszentrum auf Küllenhahn startete.

So wie Ramon haben auch andere Freizeitschwimmer ein Nachtlager aus Luftmatratze, Isomatte und Badetüchern auf dem Zuschauerrang aufgebaut. Thermoskannen mit Kaffee stehen neben Trinkpäckchen und Keksen. "Schwimmen, Ausruhen und Schwimmen" - das ist die Kampfansage. Und an der Kasse herrscht Hochbetrieb. Später steht fest: 1186 Sportler schwammen gemeinsam 3408 Kilometer.

Kämpferisch geben sich am Sonntag aber auch einige Wuppertaler, die am Rande der Aktion am Beckenrand protestierten. Angesichts der 40-Millionen-Sparliste der Stadtspitze prophezeien die Demonstranten: "Wuppertal geht baden" - so ist es auf der Rückseite ihrer weißen Kittel zu lesen.

Und auch die fünf Bäderschließungen, die der Entwurf das Haushaltssicherungskonzept vorsieht, ist eine Schreckensmeldung für die Schwimmer. Ihrer Sorge verleihen sie Ausdruck: So spannen sich Banner des Fördervereins "Pro Mirke" über das Geländer. Überhaupt wirkt es so, als demonstrierten die Schwimmer Geschlossenheit in der Schwimmszene.

Unter Wasser bekommt Ramon davon nichts mit. Er zieht seine Bahnen. Schon nach einer Stunde hat er 1800 Meter zurückgelegt. Das belegen die Notizen seines Vaters Rüdiger Kreuz. Er ist an diesem Nachmittag als einer von 130 ehrenamtlichen Helfern am Beckenrand im Einsatz.

Der 12-Jährige ist ein Gleiter im Wasser, der sich am Startblock zwar Zeit nimmt, aber trotzdem gut vorwärts kommt. Anders als die Wühler, die sich einfach durchs Wasser hauen. "Jeder Schwimmer muss erst seine Technik finden", sagt der 12-Jährige später im Gespräch mit der WZ.

Während Ramon seinen Schwimmstil in Wuppertals Osten entwickelte, lernten Lena und Anne (beide 14 Jahre alt) das Schwimmen in Vohwinkel. "Als wir von der geplanten Schließung des Hallen- und Freibades erfuhren, waren wir schockiert", sagen die Mädchen. Mit ihrem Besuch wollen sie ein Zeichen für den Schwimmsport setzen. Volker Ackermann vom Eisenbahnsportverein Ost (ESV) fürchtet einen Qualitätsverlust im Breitensport, vor allem in der Schwimmausbildung und im Gesundheitssport.

Und auch Ramon verbringt viel Freizeit im Schwimmbad - das will er auch weiterhin. Übrigens: Die Wette hat er gewonnen. 20 Euro fürs Sparschwein war der Einsatz.

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