Wann unterschreibt Kamioka seinen Vertrag?

Die Sinfoniker bleiben in unruhigem Fahrwasser. Heiner Louis geht nach Leipzig.

Wuppertal. Orchesterdirektor Heiner Louis geht, Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka hat seinen Vertrag noch nicht verlängert, die finanziellen Sorgen sind nach wie vor erdrückend: Beim Sinfonieorchester ist derzeit vieles in der Schwebe.

Dabei sah es zuletzt so aus, als könnte das städtische Ensemble — nach langen Monaten des Bangens um die eigene Existenz — in ruhigeres Fahrwasser geraten. Die Wellen waren zuvor hoch geschlagen: Die Idee einer möglichen Fusion mit den Bergischen Symphonikern hatte nicht nur die Musiker ins Mark getroffen. Sie wurde auch in der Stadt emotional diskutiert.

Als sie am Ende verworfen wurde, gab es gleich die nächste gute Nachricht für das A-Orchester: Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka werde Wuppertal bis 2019 erhalten bleiben — hieß es im September 2011 bei der Saisoneröfffnung in der Stadthalle. Kamioka hatte zuvor in der WZ erklärt, dass er nur in Wuppertal bleiben werde, wenn es zu keiner Fusion kommen werde.

Fast sieben Monate später hat das die Stadt allerdings noch nicht schriftlich. Die Vertragsverhandlungen laufen. Matthias Nocke formuliert es so: „Die Gespräche sind auf einem guten Weg“, sagt der Kulturdezernent. Das heißt: Noch ist nichts unterschrieben. Zwar gehen Kenner der Wuppertaler Musikszene davon aus, dass Kamiokas mündliche Zusage Geltung habe. Wundern lässt es allerdings schon. Zumal der Weggang des Orchesterdirektors das Ensemble zu einem ungünstigen Zeitpunkt trifft. Louis hat in seiner dreijährigen Amtszeit als versierter Manager auf sich aufmerksam gemacht, die letzte große Japan-Tournee (2010) organisiert und das Debüt im Amsterdamer Concertgebouw (Sommer 2011) begleitet.

In guter Erinnerung werde er die positive Wahrnehmung und hohe Wertschätzung behalten, die dem Orchester und Toshiyuki Kamioka „weit über Wuppertal hinaus entgegengebracht wird“, sagt Louis, der trotz dieser Erinnerungen nach Leipzig wechselt.

In den vergangenen Jahren hatte Louis keinen leichten Job: Das Tauziehen um das Orchester und einen möglichen Zusammenschluss mit den Bergischen Symphonikern war Ausdruck intensiv diskutierter Sparmaßnahmen. Die sind aber längst nicht vom Tisch.

Die Zukunft des Orchesters ist nach wie vor ungewiss — inzwischen auch in personeller Hinsicht. Dabei drängt die Zeit. Im Mai wollen die Sinfoniker ihren neuen Spielplan vorstellen, in der kommenden Saison ihren 150. Geburtstag feiern.

Wer ihnen beim großen Festkonzert als Direktor zur Seite steht und den Rücken freihält, ist derzeit völlig offen: „Die Ausschreibung läuft“, sagt Nocke — wohl wissend, dass ein Wechsel während der Spielzeit alles andere als einfach ist. Klar ist nur eines: Für das Orchester wäre es ausgesprochen wichtig, gerade in schwierigen Zeiten personell gut aufgestellt zu sein.

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