Waffen vermitteln eine trügerische Sicherheit

Die Nachfrage nach der Berechtigung, eine Schreckschusspistole zu tragen, ist gestiegen. Die Polizei warnt vor eigenmächtigem Handeln.

Waffen vermitteln eine trügerische Sicherheit
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Wuppertal. Pfefferspray, Elektroschocker und Schreckschuss-Pistolen — viele Menschen sind nach den Schlagzeilen über Gewalt verunsichert und suchen nach Lösungen, um sich im Falle eines Angriffs selbst zu schützen. Zuletzt trugen sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht und die Vergewaltigung einer 16-Jährigen, die bewusstlos auf einem Spielplatz in der Nähe der Werther Brücke gefunden wurde, dazu bei, dass sich die Wuppertaler in den sozialen Netzwerken im Internet gegenseitig Ratschläge zur Bewaffnung geben.

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Doch nicht alles ist zum Selbstschutz erlaubt. „Zwar ist das Führen einiger Waffen erlaubt, aber das Waffenrecht ist ein sehr komplexes Thema. Wir raten davon ab, sich zu bewaffnen“, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Ein Täter könne mögliche Waffen auch an sich bringen. Hinzu komme, dass mögliche Opfer eine Situationen vielleicht falsch einschätzen und selbst zu Tätern werden.

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Wer bereits bei einer verbalen Auseinandersetzung zum Pfefferspray oder Elektroschocker greift, der riskiert eine Strafanzeige. „Es kann je nach Situation als Körperverletzung geahndet werden. Es sei denn, der Betreffende handelt in Notwehr“, ergänzt der Polizeisprecher. Im Notfall empfiehlt er, laut auf sich aufmerksam zu machen, dem Täter ein klares „Nein“ zu vermitteln und die Polizei zu rufen.

Pfefferspray (ab 14), Elektroschocker (ab 18), Messer mit einer Klingenlänge bis zwölf Zentimetern und Klappmesser, die nicht einhändig aufklappbar sind, sind grundsätzlich zulässig. Für das Tragen von Schreckschuss-Waffen außerhalb des eigenen Grundstücks ist ein kleiner Waffenschein nötig. Den kann jeder, sofern er volljährig, geistig tauglich und nicht einschlägig vorbestraft ist, bei der Polizei beantragen. „Der kleine Waffenschein berechtigt zur Mitnahme von Schreckschuss,- Reiz- und Signalwaffen, erlaubt aber kein Abschießen in der Öffentlichkeit“, betont der Polizeisprecher.

Die Anträge auf einen kleinen Waffenschein seien laut Weiand im Laufe der vergangenen Jahre gestiegen. Während die Zahl der Anträge bis 2014 etwa zwischen 120 und 180 pro Jahr schwankte, wollten 2015 rund 300 Bürger einen kleinen Waffenschein haben.

Der Schießsportverein „Cronenberger Schützen“ distanziert sich ausdrücklich von dem Gedanken einer Bürger-Bewaffnung. „Wir raten davon ab, sich mit Schusswaffen auszustatten. Der Umgang mit Pistolen erfordert professionelles Training. Bei uns im Verein geht es nur um den Sport. Wer mit dem Hintergedanken beitreten möchte, dass er hier Schießen für den Gebrauch in der Öffentlichkeit lernt, ist hier falsch“, betont der Vorstand. Mehr Neuanmeldungen als sonst habe der Verein nicht.

Auch Michael Pusse, Leiter der gleichnamigen Wing Tsun Schule in Barmen, warnt vor einer Bewaffnung, die ein vermeintliches Sicherheitsgefühl vermittelt. Er empfiehlt Selbstverteidigungstechniken. Speziell beim Win Tsun gehe es nicht darum, mit Muskelkraft und Kondition Kämpfe auszutragen, sondern die Angriffskraft des Gegners gegen ihn selbst zu richten und den Angriff zu beenden. „Es geht darum, aus der Situation ’raus zukommen und zu flüchten, nicht darum zu kämpfen. In den Kursen lernen die Schüler, Situationen zu erkennen und ihnen aus dem Weg zu gehen“, erklärt Pusse und fügt hinzu, dass er wegen der aktuellen Geschehnisse mehr Anfragen hat. Er plant, demnächst Crashkurse für Frauen anzubieten. Ob die Verkaufszahlen bei den Wuppertaler Waffenläden in jüngster Zeit gestiegen sind, ist unklar. Die Händler wollten sich dazu nicht äußern. Allerdings sprechen Plakate an den Schaufenstern mit den Schriftzügen „Elektroschocker nur 79,99 Euro“ oder „Pfefferspray — hier erhältlich“ für sich.

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