Vorstoß für mehr Toiletten

Dass viele Menschen sich im öffentlichen Raum erleichtern, entgeht feinen Nasen nicht. Für mehr öffentliche Toiletten gibt es derzeit gleich zwei Initiativen.

Vorstoß für mehr Toiletten
Foto: Anna Schwartz

Öffentlich zugängliche Toiletten gibt es nicht viele in der Stadt — und oft sind sie wenig einladend. Für mehr und attraktivere Anlagen war bisher nicht genug Geld da. Das wollen der Stadtverordnete Ioannis Stergiopoulos (SPD) und Detlef Roderich-Roß, SPD-Sprecher im Seniorenbeirat, nicht länger hinnehmen. Beide haben die Stadtverwaltung aufgefordert, Möglichkeiten für mehr öffentliche Toiletten zu suchen.

Vorstoß für mehr Toiletten
Foto: Anna Schwartz

Viele Menschen würden ihn ansprechen, berichtet Detlef Roderich-Roß, wo man denn hinkönne, wenn man mal müsse. Jannis Stergiopoulos betont, dass es besonders für Menschen mit Einschränkungen nicht einfach sei, eine barrierefreie Toilette zu finden. Und nicht zuletzt anrüchige Ecken in der Stadt zeugen davon, dass immer wieder Menschen den öffentlichen Raum als Toilette missbrauchen.

Die meisten der zehn öffentlichen städtischen Toilettenanlagen sind nach Angaben der Stadt auch barrierefrei. Der Bäcker in der Schwebebahnstation Vohwinkel und das Burger-Restaurant am Alten Markt haben sich verpflichtet, ihre Toiletten öffentlich zugänglich zu halten. Künftig wird es hoffentlich öffentliche Toiletten im Nordpark geben, und am Hauptbahnhof wird in der neuen Bahnhofshalle demnächst eine neue Anlage öffnen.

Die städtischen Anlagen sind kein angenehmer Aufenthaltsort. Zur Toilette im Barmer Rathaus sagt Detlef Roderich-Roß: „Ich habe oft gesehen, dass Menschen wenige Meter davor wegen des Geruchs kehrtmachen.“

Betrieben werden die städtischen Anlagen von den Stadtwerken. 260 000 Euro stünden ihnen dafür zur Verfügung, erklärten die Stadtwerke im vergangenen Jahr der WZ — pro Monat und Toilette rund 2000 Euro. Das reiche nur für ein bis zwei Reinigungen pro Tag, was bei der Nutzung „absolut nicht ausreichend“ sei.

Ioannis Stergiopoulos hat eine Kleine Anfrage an den Oberbürgermeister gestellt, in der er nach öffentlichen Toiletten, geplanten Sanierungen und möglichen alternativen Betreibermodellen fragt. Sanierungen seien nicht geplant, hat er als Antwort erhalten. Aber der Oberbürgermeister habe der Verwaltung den Auftrag erteilt, zusammen mit Fachfirmen für Sanierung und Betrieb von Toilettenanlagen Lösungen zu finden.

Detlef Roderich-Roß hat zur kommenden Sitzung des Seniorenbeirats einen Antrag formuliert, der ein Konzept für mehr und barrierefreie Toiletten fordert. Er wünscht sich eine kreative Suche: „Es darf keine Denkverbote geben.“ Er nennt Toilettenhäuschen, die Werbung tragen und die Aktion „Nette Toilette“, bei der Gaststätten auch Besucher, die keine Kunden sind, auf ihre Toiletten lassen.

Stadtsprecherin Martina Eckermann erklärt, dass auch die Toilettenhäuschen mit Werbung einen städtischen Zuschuss bräuchten — daher habe der Kämmerer bisher immer ein Veto eingelegt.

Zum Thema „Nette Toilette“ erklärt die Dehoga-Vorsitzende Alexandra Tsanakidis, man sei gerade in Verhandlung mit der Stadt. Denn auch hier ist ein städtischer Zuschuss nötig.

Wer für die stinkenden Ecken der Stadt zuständig ist, ist nicht leicht zu klären. Der Eigenbetrieb Straßenreinigung (ESW) betont, das gehöre nicht zu seinen Aufgaben. Aber er werde schon mal vom Ordnungsamt, dem Gebäudemanagement oder anderen um einen Reinigungseinsatz mit Hochdruckreiniger gebeten. Wie häufig, konnte gestern kurzfristig nicht beantwortet werden.

Ioannis Stergiopoulos freut sich über das Engagement des Oberbürgermeisters „Jetzt warte ich mal ab, was kommt“, sagt der Politiker.

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