Wuppertal Von der Heydt-Museum klopft den Staub von alten Schätzen

Das Haus zeigt Wiederentdecktes aus 3000 Jahren Kulturgeschichte. Das Museum will sich damit komplett neu präsentieren.

Wuppertal: Von der Heydt-Museum klopft den Staub von alten Schätzen
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Für Gerhard Finckh hat die neue Ausstellung der Sammlung etwas von einer Braut, die sich für die Hochzeit zurechtmacht — es gibt etwas Altes, etwas Neues - etwas Blaues und etwas Geborgtes habe man im Von der Heydt-Museum ja ohnehin. So erklärt er den Titel der neuen Schau etwas bescheiden, die ab Sonntag, 9. April, zu sehen ist: Something old, something new.

Wenn das auch inhaltlich stimmt, grenzt der Titel doch an Untertreibung — oder neudeutsch understatement. Dabei wäre das gar nicht nötig, sagt doch Finckh selbst, dass man so etwas im Von der Heydt-Museum noch nicht gesehen habe. Denn das Museum, das eigentlich für Impressionismus, Expressionismus und Neue Sachlichkeit bekannt ist, habe darüber hinaus „3000 Jahre Kulturgeschichte in den Depots“.

Darunter sind persische Vasen und eine ägyptische Sargmaske sowie mittelalterliche Figuren von Heiligen, die teils noch nicht genau datiert und verortet wurden. „Wir hoffen darauf, dass sich Experten melden, die uns dabei helfen“, sagt Finckh. Die Holzkunstwerke werden zusammen mit 40 Jahre alten Fenstern von Georg Meistermann gezeigt, die einst Teil des Hauses waren und dem ersten Raum der Schau kirchliches Flair verleihen. Andere Räume zeigen antike Köpfe und Torsi sowie Kunstwerke aus dem 19. Jahrhundert und ein frühes Fotoalbum von Wilhelm von Gloeden, die sich auf die Antike beziehen — Finckh: „Eine Sensation.“

Beziehungen sind für die Ausstellung essenziell. So zeigt ein Teil der Ausstellung etwa flämische und holländische Kunst aus dem 16. und 17. Jahrhundert — und stellt dieser wegen der kolonialen Verbindungen Teppiche und Stoffe aus Indonesien, Japan und Java gegenüber. Darunter ein Brauttuch im Ikat-Stil, bei dem die einzelnen Fäden vor dem Weben stückweise gefärbt wurden — eine Arbeit, an der eine ganze Familie zwei bis drei Jahre gearbeitet habe, so Finckh.

Auch Werke des Expressionismus sind aus der Sammlung nicht wegzudenken. Sie werden — wegen der Reisen Max Pechsteins in die deutsche Südseekolonie Palau — neben asiatischer Holzkunst gezeigt.

Die abwechslungsreiche Ausstellung wird abgerundet durch Werke aus den Sammlungen der Von der Heydt-, Robke- und Haberland-Stiftung.

Dafür, dass es laut Finckh anfangs lange Gesichter ob des Zustandes mancher Objekte gab, hat das Museum eine strahlende Ausstellung zusammengestellt. Ganz ohne Staub und ohne verstaubt zu wirken.

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