Vom Glück, „in so einem Haus arbeiten“ zu dürfen

Isabelle Métrope ist die neue Managerin der Wuppertaler Kurrende. Die Musik führte die Französin nach Deutschland.

Vom Glück, „in so einem Haus arbeiten“ zu dürfen
Foto: Anna Schwartz

Seit Januar ist sie in Wuppertal, hat bei all der Arbeit — gerade wurde die Johannes-Passion von Johann-Sebastian Bach mit Bravour in der Friedhofskirche aufgeführt — noch nicht viel von der Stadt gesehen. Das aber will Isabelle Métrope bald nachholen. Die neue Managerin der Wuppertaler Kurrende freut sich auf die Aufgaben mit dem Traditionschor. Dabei führt die 32-Jährige ein Leben, für das andere zwei brauchen, ist Vollzeitorganisatorin und freiberufliche Sängerin.

An der Musik führte im Leben der Isabelle Métrope eigentlich nie ein Weg vorbei. 1985 erblickte sie in der Bretagne das Licht der Welt als Tochter eines Musiklehrers und Chorleiters und einer Klavierlehrerin. Sie wuchs mit dem Singen auf, lernte Geige zu spielen. Für das Klavierspiel war erst im Studium so richtig Zeit. Die Musik machte ihr immer Spaß, „weil sie Ausdrucksmöglichkeiten bietet, die ich sonst nicht habe“.

Auch die deutsche Sprache trat früh in ihr Leben. Beim Wechsel in die fünfte Klasse bot sich die Chance, außer Englisch auch Deutsch zu lernen. Spanisch kam später — für eine Französin ein Kinderspiel. Klar, dass sich Métrope nicht mit einem einzigen Studium zufrieden gab: Sie erwarb in einem internationalen Studium den Bachelor in Sprache und Wirtschaft an der FH Köln, schloss den Master in Musikmanagement in Saint Etienne, der Partnerstadt von Wuppertal, an. Danach arbeitete sie in Bonn, wohin sie durch ein Praktikum gelangt war, in einem Projekt des europäischen Musikrates. „Ich habe damals viel gelernt“, erinnert sie sich. Anschließend folgte sie dem Rat ihres Gesangsleiters und studierte in Essen zunächst Chorleitung in Kombination mit Musikwissenschaften und ab 2012 Gesangspädagogik.

Entscheidend beeinflusst wurde die Berufswahl der jungen Frau durch ihren Essener Professor Jörg Breiding, der künstlerischer Leiter des Knabenchors Hannover ist. „Einmal im Jahr hieß es eine Woche lang learning by doing“, erzählt Métrope: „Das war total schön, weil es der Spagat war zwischen Kindern, die sich auch mal austoben mussten, und danach trotzdem ganz toll sangen.“ Damals entschied sie, „in so einem Haus arbeiten zu wollen, als was auch immer“. Als sie dann vergangenes Jahr die Stellenausschreibung der Wuppertaler Kurrende las, bewarb sie sie sich, wechselte von einem Musikverlag bei Stuttgart, wo sie als Vertriebsleiterin arbeitete, in die bergische Stadt.

Hier nahm sie mit der ebenfalls neuen Sekretärin Margit Reker ihre Arbeit auf, kümmert sich vor allem organisatorisch um die Kurrende. Zupass kommt ihr dabei, dass sie seit Kindesbeinen mit Künstlern zusammenarbeitet und selbst Künstlerin ist. Hauptthemen ihrer Arbeit sind die Nachwuchsgewinnung — weil die Jungs früher in den Stimmbruch kommen und gleichzeitig die Schule immer mehr Zeit beansprucht — und die Stabilisierung der Finanzen. Außerdem muss sie ihre freiberufliche Tätigkeit als Sängerin (Sopran) organisieren, in die Nähe Wuppertals verlagern. Und die Stadt selbst kennenlernen — am liebsten mit dem Rad, wenn die Tage wärmer werden.

Seit mehr als zehn Jahren lebt Isabelle Métrope nun in Deutschland, hat (auch) einen deutschen Pass. Fehlt ihr die Heimat? Ein wenig, des Meeres wegen. „Aber ich könnte in Frankreich nicht so arbeiten wie in Deutschland. Hier ist die Musik wichtiger für die Menschen“, sagt sie entschieden.

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