Sperrung Hauptbahnhof „Vier minus für den Ersatzverkehr“

Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC ärgert sich über die Bahn und sieht viele Nachteile.

Sperrung Hauptbahnhof: „Vier minus für den Ersatzverkehr“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. In den Oster- und Sommerferien sperrt die Deutsche Bahn wegen der Arbeiten am Stellwerk Vohwinkel den Wuppertaler Hauptbahnhof. Die Planungen für den Schienenersatzverkehr stoßen auf viel Kritik. Unter anderem wird bemängelt, dass es von Vohwinkel aus keine Schnellbusverbindung nach Düsseldorf geben soll. Wir sprachen mit Lorenz Hoffmann-Gaubig, Vorstandsmitglied des ADFC Wuppertal und als sachkundiger Einwohner Mitglied im Verkehrsauschuss. Er wohnt in Vohwinkel und pendelt — wenn sie denn fährt — mit der Bahn zur Arbeit nach Düsseldorf.

Sperrung Hauptbahnhof: „Vier minus für den Ersatzverkehr“
Foto: Gaubig

Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal hörten, die Deutsche Bahn will den Bahnhof für die kompletten Oster- und Sommerferien sperren?

Lorenz Hoffmann-Gaubig: Ganz ehrlich, das ist Wahnsinn. Das war aber nur der erste Gedanke. Mir ist schon klar, dass für so umfangreiche Arbeiten solche Maßnahmen notwendig sind. Aber dann muss auch an einen vernünftigen Ersatzverkehr gedacht werden.

Die Planungen hat die Bahn jetzt vorgestellt. Welche Note geben Sie?

Hoffmann-Gaubig: Eine 4-, also gerade noch ausreichend, aber verbesserungswürdig.

Warum die Kritik?

Hoffmann-Gaubig: Die Fahrzeitverlängerung ist unnötig hoch, insbesondere für Vohwinkel. Mit dem Regionalexpress braucht man derzeit 15 Minuten. Mit dem Schienenersatzverkehr sind laut Fahrplan dann 56 Minuten vorgesehen. Zum Vergleich: Mit dem Schnellbus vom Hauptbahnhof kommt man laut Plan in 40 Minuten nach Düsseldorf.

Also nur ein Problem der Vohwinkeler?

Hoffmann-Gaubig: Nein, denn Vohwinkel ist ein wichtiger Umsteigeplatz für Pendler nach Düsseldorf. Einer der größten Park-and-Ride-Parkplätze im VRR befindet sich hier. Ich tippe auf eine vierstellige Zahl, die täglich von Vohwinkel aus nach Düsseldorf fährt. Zum Beispiel auch über die Verbindung mit der S 9. Die endet während der Sperrung in Velbert-Langenberg. Wer etwa aus dem Bereich Aprath oder Neviges kommt, muss erst mit dem Bus nach Wuppertal, unsteigen und mit dem nächsten Bus weiter. So ist man gut eineinhalb Stunden unterwegs.

Express-Bus-Verbindungen direkt von Vohwinkel nach Düsseldorf sind aber laut Bahn kein Thema.

Hoffmann-Gaubig: Leider nicht und das ist für mich unverständlich. Bei bisherigen Sperrungen gab es die — allerdings galt die Sperrung dann auch nur für ein Wochenende.

Was wäre Ihrer Meinung nach eine Alternative?

Hoffmann-Gaubig: Wenigstens ein Zwischenhalt des Schnellbusses zwischen Wuppertal Hauptbahnhof und Düsseldorf Hauptbahnhof am Sonnborner Ufer. Da kommen die ohnehin auf dem Weg auf die A 46 vorbei. Ein kurzer Halt und Pendler aus Vohwinkel und von der S 9 könnten dort zu- oder aussteigen. Die Anbindung nach Sonnborn von Vohwinkel aus ist einfach über die Schwebebahn gegeben. Und die Haltestelle am Sonnborner Ufer gibt es ja sowieso.

Auch für Düsseldorf haben Sie Vorschläge.

Hoffmann-Gaubig: Um zu vermeiden, dass viele Wuppertaler bis zum Hauptbahnhof fahren müssen, obwohl sie im Bereich Uni oder gar im Düsseldorfer Süden arbeiten, könnte man auch dort einen Zwischenhalt einfügen. Direkt nach der A 46-Ausfahrt Wersten in Düsseldorf, auf der Kölner Straße, gibt es Bushaltestellen in beide Richtungen. Man hätte direkt die Anbindung an die wichtigen U-Bahn-Linien der Stadt. Bei der Düsseldorfer Rheinbahn, habe ich gehört, gibt es eine grundsätzliche Bereitschaft zu dieser Lösung.

Die Zwischenstopps der Schnellbusse hätten aber wiederum eine Fahrzeitverlängerung für die restlichen Nutzer zur Folge.

Hoffmann-Gaubig: Ja, aber nur eine oder zwei Minuten. Dafür sparen viele Fahrgäste erheblich mehr Zeit bei der Weiterfahrt zum Zielort. Dieser Vorteil gälte zudem für alle Fahrgäste, egal ob sie aus Oberbarmen, Elberfeld oder Vohwinkel kommen. Das Ziel muss doch sein, die Nachteile so gering wie möglich zu halten.

Sehen Sie Chancen, dass Ihre Ideen umgesetzt werden?

Hoffmann-Gaubig: Es sind nur noch sechs Wochen bis zu den Osterferien. Ich habe aber einen Rest Hoffnung, dass die Bahn noch zur Vernunft kommt. Ganz ehrlich: Es kann nicht sein, dass man während der Sperrung für Wochen jeden Arbeitstag viermal so lang unterwegs ist wie gewöhnlich. Ich habe schon von vielen Fahrgästen gehört, dass sie eine Kündigung des Tickets in Erwägung ziehen. Aber verlorene Kunden bekommt man oft nicht so einfach zurück.

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