Verpasst und verpatzt: Feuerwehr-Posse um Beförderung

Sparkurs: Fünf Jahre hat ein Wuppertaler Berufsretter auf seine Beförderung gewartet. Jetzt ist er gegangen. Ein Paradebeispiel für verfehlte Sparpolitik.

Wuppertal. Der Fall dürfte für Diskussionsstoff bei der vom Beförderungsstopp geplagten Wuppertaler Feuerwehr sorgen: 19 Jahre stand ein Mann in den Diensten der Feuerwehr. Zuletzt als Leiter der Abteilung "Vorbeugender Gefahrenschutz". Der Haken: Jener Berufsretter arbeitete zwar als Leiter, wurde aber nicht wie einer bezahlt.

Pro Monat bekam der in Bocholt wohnende Mann etwa 200 Euro brutto weniger im Monat - wie gesagt: fünf Jahre lang. Trotzdem: Der Retter fühlte sich in Wuppertal wohl. Anders als viele andere Kollegen folgte er nicht dem Ruf finanzkräftiger Städte. Das nahegelegene Düsseldorf beispielsweise lockt offen mit schnellen Beförderungen. Die Landeshauptstadt ist flüssig - anders als Wuppertal. Für jenen Wuppertaler Feuerwehrmann in der Beförderungswarteschleife war das kein Thema. Einem ersten Abwerbungsversuch seiner Heimatgemeinde Bocholt widerstand er. Jetzt ist er doch gegangen. In Bocholt wird er zwar ebenfalls nicht befördert, aber er spart sich die Fahrkosten.

Bitter für Wuppertal. Feuerwehrchef Siegfried Brütsch: "Da gehen 19 Jahre Erfahrung mit dem Brandschutz in der Stadt Wuppertal verloren."

Doch die eigentlich Posse kommt erst noch. Spardiktat hin oder her: Die Stelle des Leiters der Abteilung "Vorbeugender Gefahrenschutz" ist zu wichtig, als dass man sie nicht neu besetzen dürfte. Und so geschah es auch. Der Clou daran: Bei Neubesetzungen greift der Beförderungsstopp nicht.

Und so muss der "Neue" nicht jahrelang warten und hoffen, dass die Bezirksregierung ihren Sparriegel lockert. Der neue Abteilungsleiter - an dessen entsprechender Qualifikation laut Feuerwehrchef Brütsch nicht der geringste Zweifel besteht - wird genauso bezahlt, wie es der Stellenplan vorschreibt.

Bei der Wuppertaler Feuerwehr herrscht das blanke Entsetzen. Kein Wunder: Nach wie vor gibt es eine Abwanderungsbewegung insbesondere der erfahrenen Kräfte in zahlungskräftige Nachbarkommunen. Und auch das führt den Sparkurs ad absurdum: Weil der Feuerwehr im Tal die Mitarbeiter ausgehen, hat sie die Genehmigung bekommen, statt bisher 16, jetzt 20Retter für die Ausbildung aufzunehmen. Und das kostet natürlich zusätzlich Geld.

Bewerber gibt’s genug: An die 500 Kandidaten aus ganz Deutschland haben sich in Wuppertal beworben. Die Auslese läuft bereits. Wie die WZ erfuhr, werden Kandidaten, die aus der Region kommen, bevorzugt. Feuerwehr-Chef Brütsch: "Da sind die Chancen größer, dass diese Leute länger bei uns bleiben."

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