Verein stellt 25. Transport nach Weißrussland zusammen

Der Konvoi wird an Ostern 45 Tonnen Hilfsgüter in die Tschernobyl-Region bringen.

Verein stellt 25. Transport nach Weißrussland zusammen
Foto: Stefan Fries

In der Halle auf Clausen lagern schon Schränke sowie Kantinenstühle und -tische, Stoffe, Spielzeug und Spielgeräte. Längst haben die Mitstreiter der Tschernobylhilfe Wuppertal wieder Hilfsgüter gesammelt, die sie kurz vor Ostern nach Weißrussland bringen werden. Jetzt geht es in den Endspurt und ab dem 17. Februar sind auch die Wuppertaler wieder gefragt, die Aktion mit Lebensmittelspenden zu unterstützen.

Zum 25. Mal wird sich in diesem Jahr der Konvoi von vier Lastwagen Richtung Osten aufmachen. Ihr Ziel ist die Region um Leltschizy in Weißrussland, die vor 32 Jahren besonders durch das Reaktorunglück in Tschernobyl getroffen wurde. Die radioaktive Verseuchung dort wird noch Jahrzehnte bis Jahrtausende andauern und der Gesundheit der Menschen dort schaden. Zudem ist die Region bitterarm, wird seit der Reaktorkatstrophe noch mehr vernachlässigt. Der Verfall des Rubels sowie der Zuzug von Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten der Ukraine vergrößern die Not.

Angela Dicke wollte vor Jahren die Heimat der Kinder aus der Tschernobyl-Region sehen, die sie damals für einige Ferientage aufpäppelte. Sie wagte die abenteuerliche Reise und war erschrocken über die Armut dort. Seither trommeln sie und weitere Engagierte im damals gegründeten Verein „Wuppertaler Hilfe für Kinder von Tschernobyl“ jedes Jahr, um Lebensmittel, Möbel, medizinische Ausrüstung und Spielzeug zu sammeln.

Der Verein hat in der Region um Leltschizy Kinderheime saniert, Kindergärten und Schulen mit Spiel- und Lernmaterial versorgt, hat Arztpraxen eingerichtet, Ärzte bezahlt, eine Nähschule und eine Tischlerwerkstatt eingerichtet und eine Kirche wieder aufgebaut.

In diesem Jahr konnte der Verein von der Sanierung des Berufskollegs am Haspel profitieren: „Wir haben schönes Mobiliar aus den Medienräumen“, berichtet Angela Dicke. Daran werden weißrussische Kinder mit aufgearbeiteten Computern lernen. Die Küchen- und Mensaeinrichtung aus dem Berufskolleg wird künftig in einem weißrussischen Krankenhaus stehen. Auf dem Einkaufszettel des Vereins stehen unter anderem noch Xylophone, die ramponierte Instrumente in einem Waisenhaus ersetzen sollen, sowie Toiletten, die eine andere Einrichtung bekommen soll.

In den letzten Wochen vor der Abfahrt geht es ans Packen der Lebensmittelpakete. Dafür freut sich der Verein über Spenden (siehe Kasten). Nudeln und Reis, Öl und Schokolade werden die Vereinsmitglieder genau nach Vorschrift verpacken. Denn der weißrussische Staat ist streng: „Jedes Paket muss gleich gepackt sein“, betont Angela Dicke. Rund 400 Pakete wollen sie mit auf die Reise nehmen. Die meisten werden sie in einem Waisenhaus und an vier Sozialstationen abgeben. „Dort werden sie anhand einer Liste an Bedürftige verteilt“, erklärt Angela Dicke.

Ein paar Pakete darüber hinaus wird sie persönlich zu einigen Familien bringen, die sie kennt. Und von denen sie weiß, in welch elenden Umständen sie leben - in kleinen Katen, kranke Menschen kaum versorgt, oft ohne sanitäre Anlagen. „Das ist immer unheimlich bewegend“, berichtet sie.

Sie wird auch Kontakt zu den Kindern haben, die im Sommer nach Wuppertal kommen, um hier für ein paar Tage unbeschwerte Ferien ohne Arbeit zu erleben, um sich mit guter Nahrung und in einer Umwelt ohne Strahlenbelastung zu erholen. Rund 20 Kinder und Jugendliche kann der Verein jedes Jahr einladen, mehr als 1100 Kinder konnten so schon Kraft tanken. Und etliche von ihnen hat der Wuppertal-Aufenthalt Motivation für weitere Bildungsziele gegeben - was ihnen hilft, aus der hoffnungslosen Situation in ihrer Heimat herauszufinden.

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