Verdi plant nächsten Streik im April

Laut Gewerkschaft legten gestern rund 1000 Menschen die Arbeit nieder. Viele Pendler standen im Stau. Selbst der Räumdienst fuhr nur die Hauptstraßen ab.

Wuppertal. Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstag nach eigenen Angaben in Wuppertal rund 1000 Menschen für den Streik mobilisieren können. Wie angekündigt fuhren im Tal weder Busse noch Schwebebahnen. Laut Verdi blieben 45 der 65 städtischen Kitas geschlossen. Selbst die Räumfahrzeuge des Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) waren nur mit 15 Fahrzeugen im Einsatz und befreiten im Notdienst lediglich die Hauptstraßen von Schnee und Eis. „Das war ungefähr die Hälfte der Fahrzeuge, mit der wir normalerweise draußen gewesen wären“, teilte ESW-Chef Martin Bickenbach mit.

Verdi fordert eine Gehaltserhöhung von sechs Prozent im öffentlichen Dienst — in den geringeren Gehaltsklassen aber mindestens 200 Euro. Rund 4000 Angestellte in der Wuppertaler Verwaltung sind von den Tarifauseinandersetzungen betroffen. Nach der zweiten Verhandlungsrunde ohne Ergebnis, rief die Gewerkschaft bundesweit zum Warnstreik auf.

Verdi plant nächsten Streik im April
Foto: Andreas Fischer

Silke Iffländer, stellvertretende Geschäftsführerin der Gewerkschaft Verdi im Bezirk Düssel-Rhein-Wupper, machte ihrem Unmut Luft: „Es gab kein Angebot der Arbeitgeberseite.“ Sie deutete bereits an, dass vor der dritten Verhandlungsrunde am 15./16. April ein weiterer Streik folgen wird: „Ich denke, da wird noch etwas passieren, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.“ Stadtkämmerer Johannes Slawig hat dafür wenig Verständnis: „Es gibt gar keinen Anlass für einen Warnstreik. Wir sind noch mitten drin in den Verhandlungen.“ Klar sei: Sechs Prozent sei für eine Kommune wie Wuppertal nicht bezahlbar. „Wir sind aber kompromissbereit. Von einer Nullrunde spricht ja keiner.“

Vor allem Pendler und Familien litten unter dem Arbeitskampf. Schneefall und mehr Individualverkehr führten dazu, dass sich etwa auf der Nevigeser Straße talwärts die Autos aneinander reihten. Nach Angaben der Polizei kam es auf den glatten Straßen zu acht wetterbedingten Unfällen mit Blechschäden. Die Taxifahrer profitieren von dem Ausfall des ÖPNV. Ein Fahrer verriet der WZ, dass am Dienstag 90 Prozent der gesamten Autos im Einsatz waren. Normal seien es an einem Wochentag 60 Prozent.

Die WSW sperrten die meisten Schwebebahnhöfe ganz ab. Die Passage der Station am Döppersberg war jedoch geöffnet, so dass sich dort vereinzelt Pendler verirrten, die vom Streik nichts mitbekommen hatten. Etwa Studentin Ela Niemann, die mit Unterlagen unterm Arm und Handy am Ohr plötzlich vor einer Absperrung stand. „Ich bin total im Stress und kann das jetzt gar nicht gebrauchen“, sagte sie und machte sich zu Fuß auf den Weg zur Uni.

Verkäuferin Annette Voß saß im Schwebebahnhof-Kiosk und informierte die letzten Unwissenden über den Streik. „Ein Mann wurde richtig sauer“, berichtete sie. „Dabei kann ich doch nichts dafür.“ Selbstredend lief der Fahrkartenverkauf an ihrer Luke schleppend. Voß kommentierte das augenzwinkernd: „Da hätte ich ja auch streiken können.“

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