Utopiastadt: „Fienchen“ bekommt ein Haus

Möglich macht das der WSW Klimafonds. Nach einem Online-Voting gehen 8600 Euro an das ausleihbare Lastenfahrrad von Utopiastadt.

Lastenräder sind bei Utopiastadt beliebt: Amanda Steinborn, Norbert Hüttenhölscher (WSW), Julian Busch und Christian Hampe radeln gern.

Lastenräder sind bei Utopiastadt beliebt: Amanda Steinborn, Norbert Hüttenhölscher (WSW), Julian Busch und Christian Hampe radeln gern.

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. „Fienchen“ ist in einem Jahr viel herumgekommen. Das ausleihbare Lastenfahrrad von Utopiastadt hat schon 5000 Kilometer unterm Sattel. „Es gab bereits 100 Ausleihen“, freut sich Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt, der das Projekt zusammen mit Julian Busch und anderen Initiatoren ins Leben gerufen hat. Dank der Förderung durch den Klimafonds der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) kann Fienchen jetzt den nächsten Gang einlegen.

Im Online-Voting der WSW war Fienchen der Publikumsliebling. Ein Drittel der rund 1400 abgegebenen Stimmen entfielen auf das Utopiastadt-Angebot, das sich nun über 8600 Euro aus dem Fonds freuen kann. Norbert Hüttenhölscher. bei den WSW zuständig für den Klimafonds, erklärt den Zweck hinter den Fördergeldern, die in einer Höhe von 50 000 Euro für Sonderprojekte vorgesehen sind: „Die Energiewende werden wir nicht schaffen, wenn wir nicht auch auf der Seite der Energieverwender etwas run.“ Daher wolle man lokale Projekte unterstützten — und auch ruhig im Kleinen anfangen.

Mit der Finanzspritze können die Utopisten am Mirker Bahnhof nun ein zweites Lastenfahrrad anschaffen und eine neue Basisstation für das Verleihsystem einrichten. „Das wird unsere neue Raumstation. Wir würden uns wünschen, dass man dort das Rad künftig 24 Stunden am Tag ausleihen kann“, blickt Christoph Grote in die Zukunft. Bislang muss einer der rund zehn ehrenamtlichen Helfern, die sich um den Verleih kümmern, jedes Mal vor Ort sein, wenn ein Bürger das kostenlose Angebot über das Internet gebucht hat. „Wir geben dann immer auch eine kurze Einführung und lassen Neulinge ein paar Meter probeweise fahren“, berichtet Grothe. So lerne man die Nutzer auch kennen. „Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum das Rad noch so aussieht, wie es aussieht.“

Nach 200 Einsatztagen hat Fienchen zwar ein paar Kratzer einstecken müssen, bislang kam das Lastenrad jedoch immer wieder pünktlich und in einem Stück zurück zu den Utopisten. Trotzdem möchte man aus organisatorischen Gründen bald mit der neuen Basisstation auf ein praktischeres System etwa mit einer Ausleihkarte zurückgreifen.

Zu Beginn konnten die Nutzer mit Fienchen alles tranportieren, was in ihren Lastenkorb passte. Künftig soll zusammen mit dem Rad auch der Verleih eines Lastenanhängers möglich sein, so dass auf diese Weise bis zu 150 Kilo transportiert werden können — und „Fienchen II“ soll sogar einen Kindersitz erhalten. Dass solche Lasten mit dem E-Bike wirklich zu stemmen sind, bestätigt Kirsten Haberer von der IG Fahrradstadt: „Ich bin mit Fienchen umgezogen und habe sogar eine Waschmaschine und einen Schrank transportiert. Das ging.“

Man müsse jetzt umdenken, findet auch der Wuppertaler-Foodsharer Jonathan Ries: „Das ist das erste Rad, das in der Lage ist, so viel zu transportieren wie ein normales Auto.“ Das freut Ries, denn bislang hörte die klimafreundliche Kette des Foodsharing-Angebots bei den Fahrten mit dem Auto auf — nun ist Fienchen eine echte Alternative.

Das stadtbekannte Rad, das sich vor einem Jahr über Crowdfunding finanziert hat, kann übers Internet gebucht werden. Nutzer dürfen es bis zu drei Tagen behalten, sollten jedoch nicht öfter als einmal im Monat reservieren.

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