Unternehmer erklären die Krise

Dazu waren Experten eingeladen.

Wuppertal. „Singen“ oder „Nicht-Singen“, das ist in der Eurokrise die Frage - sagt zumindest Markus Lorenz von der Stadtsparkasse Wuppertal. Der Ökonom hat am Montagabend auf dem sechsten Bergischen Unternehmerabend, zu dem die Wirtschaftsjunioren Wuppertal eingeladen hatten, das Dilemma der aktuellen Schuldenkrise mit dem sogenannten Gefangenendilemma der Spieltheorie erklärt: Zwei Beschuldigte stehen vor der Möglichkeit, gemeinsam den Mund zu halten, oder den jeweils anderen für eine kurze Haftstrafe zu verraten. Das Kuriose: Würden sich beide an die Absprache, zu mauern, halten, wäre die Strafe für beide am niedrigsten.

Was hat das mit der Eurokrise zu tun? Lorenz: „Man hält sich nicht an Verträge, weil man davon ausgeht, dass es der andere tut.“ Der Ökonom forderte vor 100 heimischen Unternehmern — es waren kaum Frauen vertreten — im Euro-Raum „Verträge mit Biss“. Auch sonst nahm der Referent kein Blatt vor den Mund: Verantwortlich für die Krise seien die Banken, erklärte Lorenz und kam auf die Immobilienblase in den USA zu sprechen: Viele US-Amerikaner hätten die Immobilien als Sicherheiten im Kreditgeschäft hinterlegt. Als 2007 die Blase platzte, sei die Überschuldung rasant gestiegen. Am Verbriefungsmarkt seien die Verbindlichkeiten an ausländische Geldhäuser verscherbelt worden — ohne transparent zu machen, dass die Bonität durch die Immobilien nicht gewährleistet sei. „Damit haben wir uns angesteckt“, stellte Lorenz fest.

Doch auch auf dieser Seite des Atlantiks sei Einiges schief gelaufen: Obwohl durch den Beitritt in den Euro-Raum die Zinsen für griechische Staatsanleihen rasant gefallen seien, habe sich das Land vor der Eurodividende gedrückt: „Das ist typisch: Zeiten, in denen es gut läuft, werden nicht zur Rückzahlung genutzt.“

Schließlich kritisierte Lorenz auch, dass Aktionäre im Gegensatz zu Unternehmern nicht persönlich für ihre Anlagen haften müssten. „Die enge Vernetzung der Finanzmärkte sorgte in der Finanzkrise für Ansteckungsgefahr“, erklärte später Karsten Stroborn von der Bundesbank. Das habe drastisch auf die Realwirtschaft durchgeschlagen. Im Gegensatz zu seinem Kollegen bevorzuge er den Begriff „Staatsschuldenkrise“: Der Wechselkurs des Euros sei nämlich stabil geblieben.

Trotzdem mache sich die Krise auch im Tagesgeschäft der Sparkasse bemerkbar, bestätigte derweil Patrick Hahne, Leiter der Abteilung Marketing und Vertriebssteuerung, im Gespräch mit der WZ.

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