Unter der Schwebebahn lässt es sich gut klöngeln

Der Trödel- und Klöngelsmarkt erwischte die sonnige Seite des Wochenendes und lockte die Massen an.

Wuppertal. Klüngel, östlich von Köln Klöngel genannt, ist nach rheinischem Verständnis alles, was sich nicht sortieren lässt: Krimskrams auf dem Dachboden, verfilzte Familiengeschichten und das Gewäsch der Nachbarn. Alles zusammen und Trödel obendrein gab es bei strahlendem Sonnenschein am Samstag wieder einmal beim gut besuchten Trödel- und Klöngelsmarkt in Sonnborn.

Gleich eingangs steht ein hölzernes Massai-Ehepaar neben einer Schallplatte von Micheal Jackson und beweist in solcher Symbiose, dass Kitsch und Kunst irgendwie Nachbar sind und auch das Zeug zur Philosophie haben. Die Philosophen stehen wortwörtlich wie auch moralisch hinter ihrem Sortiment am Tapeziertisch, so auch Herbert Bungard, der es sich mit nunmehr 70 Jahren gönnt, die Dampfmaschinen seiner Kindertage unter die Leute zu bringen. "Aus guter Tradition" sitzt er höchstpersönlich da und verhökert, "was man sonst in die Tonne kloppen würde". Bei einer Standmiete von 17 Euro pro Meter müsse man sich schon ins Zeug legen, denn die Kundschaft habe klare Vorstellungen und kaufe bevorzugt "alles für einen Euro".

Sevda Yildiz und Tugba Özcan kommt dieses Kaufverhalten gerade zupass. Zum Schleuderpreis hauen sie gnadenlos alles raus, was sie und ihre Kameraden von der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule beim Ausmisten zusammengetragen haben. Mit dem Erlös werde die Klassenfahrt nach Wien mitfinanziert. Damit das Geld nicht vorzeitig unter die Räder kommt, sammelt Lehrer Hans-Willi Lukas regelmäßig Scheine ein und füllt harte Münze zum Wechseln in die Kasse.

Mit einer kompletten Foto-Dunkelkammer geht Stephanie Lackner an den Start. Ihren Stand hat sie praktischerweise gleich vor der Haustür aufgebaut und kann so bequem immer wieder Nachschub auf den Tisch zaubern. Ihr geht es nicht um das große Geld, sondern darum, beim anstehenden Umzug nicht allen Klöngel mitschleppen zu müssen.

30 Jahre Profierfahrung als Antiquitätenhändler hat Reinhold Armonier auf dem Buckel. Internet-Auktionen kommen ihm nicht in die Tüte, denn die hätten "ja erst sein Gewerbe kaputt gemacht". Seine Spezialität sind echte Raritäten, um die seine Kunden auch nicht so erbarmungslos feilschen können. "Da kann man nicht behaupten, das gebe es drei Meter weiter für den halben Preis."

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