Wuppertal Umwelt: ESW wollen so wenig Streusalz wie möglich einsetzen

Feuchtsalztechnik schont die Natur. Umweltschützer sehen aber vor allem die Autofahrer in der Verantwortung.

Wuppertal: Umwelt: ESW wollen so wenig Streusalz wie möglich einsetzen
Foto: Kurt Keil

Wuppertal. Der Wintereinbruch steht den Wuppertalern in diesem Jahr zwar noch bevor, aber schon seit einigen Tagen ist der Winterdienst des Eigenbetriebs Straßenreinigung Wuppertal (EWS) im Einsatz. „Je nach Witterung wird entschieden, wie und wo welches Streumittel zum Einsatz kommt. Dabei muss immer zwischen der Sicherheit auf Fahrbahnen und Gehwegen und dem Umweltschutz abgewogen werden“, sagt eine Sprecherin der ESW.

„Der Einsatz von auftauenden Mitteln sollte laut Gesetz die Ausnahme sein“, fordert hingegen Jörg Liesendahl vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nach seiner Einschätzung verstoßen nicht nur die Straßenbetriebe, sondern fast alle Bürger regelmäßig gegen die bestehenden Auflagen. In den 1980er Jahren begannen die Naturschützer darauf hinzuweisen, dass das tonnenweise verstreute Salz massive Schäden in der Natur hinterlässt. „Es ist uns leider bis heute nicht gelungen, das Problem zu lösen“, sagt Liesendahl.

Salz oder Granulat — das ist hingegen für die ESW eine entscheidende Frage, da Wuppertals Topgraphie mit vielen Steilstücken eine besonders sorgfältige Abwägung erfordere. Kommt es zu Unfällen und Staus auf ungestreuten Straßen, dann stehen nämlich die ESW in der Kritik.

„Im Gehwegdienst des ESW wird reines Granulat an den ungefährlichen Stellen aufgebracht. Auf Treppen und Steigungen kommt Salzgranulat zum Einsatz. Den Bürgern empfehlen, wir Sand oder Granulat zu verwenden“, so die ESW-Sprecherin.

Der Einsatz von Granulat ist allerdings kein Allheilmittel und kann den Einsatz von Salz nicht komplett ersetzen. Die Wirkung abstumpfender Mittel wie Granulat, Sand oder Splitt sei nur von begrenzter Dauer. Sie würden in den Schnee eingedrückt, so dass sich der Bremsweg wieder verlängere. Ohnehin sei der Bremsweg bei den mit Granulat behandelten Straßen länger als bei denen, die mit einem Salzgemisch bestreut wurden. Granulat, so die ESW, müsse häufig nachgestreut werden, die Wiederverwertung sei sehr aufwendig und teuer. Der BUND sieht beim Einsatz von Granulat überwiegend Nachteile. „Die Städte haben nach einem harten Winter Probleme, die Kanalisation sauber zu bekommen“, so Liesendahl.

Der Einsatz von Feuchtsalz oder die Flüssigstreuung sind Techniken, die geringere Nebeneffekte haben. Um die Menge an Salz möglichst klein zu halten, werden von den ESW zunächst die Hauptstraßen und viel befahrenen Kreuzungen geräumt und dann mit Feuchtsalz behandelt. An den Streusalzbehältern sind Sole-Tanks angebracht. Die Salzsole wird am Streuteller dem Trockensalz beigemischt. Zudem planen die ESW den versuchsweisen Einsatz von reiner Sole (10 Milliliter/Quadratmeter).

„Mit Feuchtsalz wird seit Jahren experimentiert, aber ich beobachte immer noch, dass viel Salz im festen Zustand gestreut wird. Es wäre für die Umwelt besser, wenn die Autofahrer Fahrstil und Tempo besser den Straßenverhältnissen bei Schnee und Eis anpassen würden“, sagt Jörg Liesendahl. Dann müsste grundsätzlich weniger gestreut werden.

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