Umgesattelt: Erzieherin wird zur Tagesmutter

Anke Hild brauchte selbst Betreuung für ihren Sohn und kümmert sich nun als Tagesmutter auch um andere Kinder.

Wuppertal. Fremde Kinder im eigenen Haus zu betreuen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Durch fehlende Plätze in Kindertagesstätten wird die so genannte Tagespflege immer wichtiger. Anke Hild ist eine Tagesmutter aus Überzeugung und Notwendigkeit, denn als sie selbst ihren Job als Erzieherin und die eigene Kinderbetreuung nicht vereinen konnte, kündigte sie ihre alte Stelle und arbeitet seitdem zu Hause.

Damit hilft sie anderen Eltern aus der gleichen Betreuungszwickmühle. 22 Jahre war Anke Hild in einer Kindertagesstätte tätig. Lange Öffnungszeiten waren für sie bis zur Geburt ihres Sohnes im Jahr 2009 kein Problem. Doch wie würde der kleine Jasper morgens in den Kindergarten kommen, wenn die Mama um 7 Uhr zur Arbeit muss? „Es zeichnete sich schon frühzeitig ab, dass das nicht klappen würde“, blickt Anke Hild zurück. Daher hatte sie bereits 2011 eine Zulassung als Tagesmutter beantragt. „Da ich Erzieherin bin, musste ich nicht den gesamten Kurs für Tageseltern machen, sondern habe nur einige Module wie Recht und Steuern besucht“, erzählt sie. 160 Stunden dauert sonst die reguläre Ausbildung für Tagespflegepersonen. Auch Umbauten in ihrem Haus waren bei Anke Hild nicht notwendig.

Durch ihren Sohn, der sich über die neuen Spielkameraden freute, waren die Räume schon kindgerecht. Doch einige Anschaffungen waren trotz allem notwendig, so ein Zwillingswagen, damit auch zwei kleine Tageskinder gleichzeitig spazieren gefahren werden können und ein Kinderbett.

Drei Plätze verteilt auf fünf Verträge kann Anke Hild anbieten, wobei der Verwaltungsaufwand höher wird, je mehr Kinder betreut werden. „Tageseltern müssen Listen führen, welches Kind wann anwesend ist, denn nur für tatsächlich in Anspruch genommene Betreuungsstunden bezahlt die Stadt einen Zuschuss von 2,50 Euro“, verdeutlicht Anke Hild. Das heißt, dass Eltern Fehlzeiten der Kinder komplett selbst bezahlen müssten. Im Durchschnitt fünf Euro die Stunde nimmt eine Tagesmutter in Wuppertal, wobei einige Monatspauschalen anbieten.

Eltern bezahlen aber nicht nur die Differenz zum städtischen Zuschuss und die Fehltage, sondern auch einen Beitrag ans Jugendamt. Gemeinsam mit anderen Tagespflegepersonen setzt Anke Hild sich gerade dafür ein, dass die Stadt Wuppertal sowohl durchgängig die private Betreuung bezahlt als auch den Zuschuss erhöht. „Dadurch wird die Tagespflege für die Eltern günstiger“, hofft die Erzieherin. Im nächsten Frühjahr erwarten sie und ihre Mitstreiter eine Entscheidung.

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