Überschäumende Stimmung bei Sai-Symphony

Sinfonieorchester spielte Weltmusik mit Schwerpunkt Südasien.

Überschäumende Stimmung bei Sai-Symphony
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Fuhren ein paar Autos langsamer als üblich an der Stadthalle vorbei? Saßen vielleicht Gaffer darin? Anzunehmen ist es. Denn etliche Frauen hatten farbenprächtige indische Gewänder an. Viele trugen weiße Hemden. Einige waren ganz in Weiß gekleidet. Das gute Schwarze blieb an diesem Abend im Kleiderschrank. Der Rest kam in Freizeitkleidung daher. Der Grund für das Menschenaufkommen vor und während der Pause des Konzerts des Sinfonieorchesters draußen ist ganz einfach zu erklären. Weltmusik wurde geboten mit dem Schwerpunkt südasiatischer Kultur.

Nachdem die städtischen Sinfoniker und der Chor der Konzertgesellschaft ebenfalls in weißen Hemden beziehungsweise T-Shirts von viel Beifall begleitet die Bühne und das Chorpodium im ausverkauften Großen Saal betreten hatten, brauchte es noch etwa zehn Minuten Zeit, bis es losging. Denn Orchestermanager Klemens Schmitzer begrüßte zunächst zwei indische Persönlichkeiten. Dann war es aber soweit, nachdem die indischen Perkussionisten vor den ersten Geigen im Schneidersitz Platz genommen hatten und Michael Köhler am Dirigentenpult angekommen war.

Die abendfüllende Sai-Symphony aus der Feder von Mike Herting wurde angestimmt. Dabei handelt es sich um eine musikalische Verbeugung vor dem Guru Sathya Sai Baba (1926-2011) in fünf Sätzen, ein Auftragswerk anlässlich seines 90. Geburtstages. Der in der Jazz-Szene bekannte deutsche Pianist, Bandleader und Arrangeur hat damit ein Werk geschaffen, dass europäische, indische und afrikanische Elemente beinhaltet. Das ist ganz im Sinn Babas. Denn eines seiner Ziele war es, eine Kultur zu fördern ohne trennende Un-terschiede zwischen Kaste, Sprache oder Religion.

Mit einfachen melodischen und harmonischen Mitteln hat er das realisiert. Dabei hat er den insgesamt zehn Solisten aus Indien, Afrika und Deutschland viele improvisatorische Freiräume gelassen. Das nutzten sie mit großer Spielfreude auch voll aus. Etwa zauberte Debashish Bhattacharya mit seiner Slide-Gitarre. Der aus dem Senegal stammende Perkussionist Pape Samory Seck harmonierte perfekt mit seinen vier indischen Kollegen. Gemeinsam entfachten sie im vierten Abschnitt ein Trommelfeuerwerk nach dem anderen, dass es nur krachte.

Das Publikum war aus dem Häuschen. Auch die beiden Gesangssolisten, der Flötist, Saxofonist und E-Gitarrist ließen keine Wünsche offen. Köhler hatte das ganze Geschehen voll im Griff. Kein Wunder, leitete er doch bereits die Uraufführung des Stücks. Das Orches-ter spielte wie aus einem Guss, während der Chor der Konzertgesellschaft (Einstudierung: Georg Leisse) ihre kleinen Einsätze am Anfang und Ende ausgewogen gestaltete.

Im weiten Rund des Auditoriums war das Gefallen daran unverkennbar, wie einträchtig die Musiker aller Herren Länder miteinander kooperierten. Denn bekanntlich sind auch die Mitglieder des Wuppertaler Sinfonieorchesters unterschiedlicher Herkunft. Musik verbindet, kann mit zu einer großen Völkerverständigung beitragen. Das war par excellence an diesem Abend nicht nur auf der Bühne zu erleben.

Einhellig saßen auch die Zuhörer jedweder Abstammung nebeneinander. 20 000 Gäste sollen es bei der Uraufführung am 23. November 2015 in Babas ehemaligem Aufenthaltsort gewesen sein. Weit weniger als zehn Prozent passen in den Großen Saal. Dieses Manko wurde aber bei der europäischen Erstaufführung hier durch die überschäumende Stimmung wettgemacht. Lauter Jubel und lang anhaltende stehende Ovationen wie nach großen Pop-Ereignissen krönten das mehr als zweineinhalb-stündige Happening.

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