Übers Kochen ins deutsche Arbeitsleben finden

Das Projekt „Cookin’ Hope“ will Flüchtlingen Praxiserfahrung und zusätzliche Qualifizierung ermöglichen.

Übers Kochen ins deutsche Arbeitsleben finden
Foto: Andreas Fischer

Luisenviertel. Sadjo Kané (24) aus Mali möchte am liebsten ein eigenes Restaurant aufmachen, auf jeden Fall will er als Koch arbeiten. Die ersten Schritte dazu macht er jetzt im Swane Café an der Luisenstraße im Rahmen des Projekts „Cookin’ Hope“ für Flüchtlinge.

Außer Sadjo Kane sammeln noch fünf weitere Menschen, die als Flüchtlinge nach Wuppertal gekommen sind, Gastronomie-Erfahrungen im Café. Sie kommen zweimal pro Woche an die Luisenstraße, helfen in der Küche oder im Service, erhalten zudem Hilfe bei Bewerbungen und Seminare, zum Beispiel in Hygiene oder zur Struktur der Branche. Sechs Monate sollen sie begleitet werden.

Zur Gruppe gehören unter anderem Maimouna Condé (18) und Mamadou (17) aus Guinea, aber auch Musalam Bogdadi (50) aus Syrien. Er führte in seiner Heimat einen Imbiss, jetzt will er durch das Projekt in Deutschland Arbeit finden, um seine Familie zu ernähren.

Die Idee stammt von der Journalistin Stephanie Spichala, die in der Flüchtlingshilfe Nordstadt aktiv ist. Ihr war es wichtig, an das anzuknüpfen, was die Zuwanderer schon können. Bei einer Umfrage unter Flüchtlingen zu ihren Fähigkeiten stellte sie fest: „Bei weitem am häufigsten wurde Kochen genannt.“ Sie entwickelte das Konzept, Praxis und Theorie-Module zu kombinieren, sammelte Geld über Crowdfunding im Internet.

Selly Wane hat sofort begeistert mitgemacht, konnte über das Bundesprogramm „Act now!“ Kontakte zu Dozenten vermitteln. Ihr gefällt an dem Projekt, dass die Teilnehmer direkt in den Arbeitsalltag integriert werden. So läuft es jetzt auch im Swane Café: Anleiter ist Koch Ahmad Daoud (39) aus Syrien. Seit einem Jahr kocht er im Swane Café.

Jetzt zeigt er den Teilnehmern von „Cookin’ Hope“, wie man professionell kocht: „Zuerst müssen sie schneiden üben“, erklärt er. Dabei lernen sie auch neue Vokabeln. Später gehe es darum, Arbeitsschritte zu planen. Er freut sich, dass das Miteinander klappt. Noch sei es mit der Sprache schwierig. „Aber es ist gut, dass wir alle Deutsch sprechen müssen.“ Selly Wane lobt: „Sie sind alle sehr motiviert.“ Einen Teilnehmer haben sie gleich wieder verloren: Sie halfen ihm, sich bei einem Restaurant vorzustellen, das neu eröffnete — und er bekam die Anstellung.

Stephanie Spichala träumt davon, dass bald weitere Gastronomien mitmachen. Und dass eines Tages Absolventen des Projekts ein Lernrestaurant eröffnen, in dem wieder Zuwanderer lernen.

www.startnext.com/cookinhope-das-lernrestaurant

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