Tuben spielten die Hauptrolle

Das Melton Tuba Quartett trat in der Stadthalle auf.

Tuben spielten die Hauptrolle
Foto: Andreas Fischer

Das Foyer der Stadthalle ist an-lässlich des vierten städtischen Sinfoniekonzerts zu einem kleinen Instrumentenmuseum mutiert. Überall stehen die unterschiedlichsten Tuben herum. Ausgerechnet diese ellenlangen gekrümmten Messingrohre ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Im Orchester sieht man sie nämlich nur irgendwo ganz hinten, wenn man danach sucht. Doch nun spielen sie ausnahmsweise die Hauptrolle in einem großen Konzert.

Ganz vorne bei Generalmusikdirektorin Julia Jones sitzen gleich vier gestandene Männer in weißen Dinnerjacken, die hervorragend mit den klobigen Blechblasinstrumenten umgehen können. Melton Tuba Quartett nennen sie sich seit 30 Jahren. Zu ihrem runden Geburtstag schenkte ihnen der renommierte Komponist Stefan Heucke sein erstes Concerto grosso. Dabei handelt es sich um ein Konzert für Tubaquartett und Orchester. Es ist erst das zweite überhaupt mit dieser Besetzung. Derzeit erfährt es seine Wuppertaler Erstaufführung.

Aus der Taufe gehoben wurde es Anfang des Monats mit der Dresdner Philharmonie. Es ist nämlich ein gemeinsames Auftragswerk dieses Orchesters, des Sinfonieorchesters Wuppertal und der großen Blasinstrumentenfirma „Buffet Group Germany“. Entstanden ist ein dreisätziges Opus, das den Meltons spieltechnisch alles abverlangt: hochgradig schwere Blastechniken, wieselflinke Tonfolgen, vertrackte Einsätze.

Auf unterschiedlichen Tubainstrumenten (darunter das tiefe Euphonium), auch unter Verwendung von Dämpfern, brillieren Hartmut Müller vom städtischen Orchester, Ulrich Haas, Heiko Triebner und Jörg Wachsmuth mit einem lupenreinen und ausgewogenen Spiel. Hinzu kommt eine sehr hohe Musikalität. Den im gesamten Stück immer wieder vorkommenden Lutherchoral „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ — fast original zitiert, variiert oder latent angedeutet — gestalten sie sehr lyrisch und andächtig.

Auch die meisterhaft durchkomponierten Strukturen mit ihren tonalen wie fremdtonalen Bezügen arbeiten sie nuanciert heraus. Eine schnelle Tarantella von Gioacchino Rossini als Zugabe offenbart außerdem ihre hohe Virtuosität. Selbst in der Pause können die Meltons das Spielen nicht lassen, wandeln musizierend durch die Gegend.

Eine Orchestersuite aus Henry Purcells fünfaktiger Semioper „King Arthur“ und die 7. Sinfonie in D-Dur von Antonín Dvorák umrahmen diesen Top Act. Die städtischen Sinfoniker verstehen sich nicht nur blendend mit dem über die Landesgrenzen hinaus anerkannten Melton Tuba Quartett. Unter der präzisen und umsichtigen Leitung von Jones sorgen sie zudem für eine spannende und differenzierte Aufführung dieser beiden Werke. Die informative und hörenswerte Veranstaltung wird heute um 20 Uhr wiederholt.

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