Todespillen-Verkäufer war kein Räuber: Freispruch

Dem Landgericht reichte die Beweislage nicht aus, um den 23 Jahre alten K.S. zu verurteilen. Und der junge Mann will endlich ein neues Leben anfangen.

Wuppertal. Am 10.September 2004 wurde an der Agnes-Miegel-Straße ein Pizza-Bote brutal überfallen. Seit gestern steht fest: Der angeklagte Ex-Partyveranstalter und Amateur-Fußballer K.S. war nicht der Täter. Gestern sprach das Landgericht den 25-Jährigen vom Vorwurf des schweren Raubes frei. Zuvor hatten sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädiert.

Kein Wunder: Auch ein kurzfristig vom Gericht angefordertes DNA-Gutachten lieferte keine Beweise, die die Anklage stützen. Eine Sonnenbrille, das Magazin und Gaspatronen aus der Schreckschusspistole mit der der Täter feuerte waren untersucht worden. Ergebnis: keine oder keine eindeutige Zuordnung zur DNA des K.S. So war es bekanntlich auch mit der am Tatort gefundenen Sturmhaube. Die könnte eben auch von jemand anderem getragen worden sein, stellte das Gericht gestern fest.

Dazu kommen die Zeugen, die zwar die Schüsse an jenem späten September-Abend gehört, ansonsten aber nur einen dunkel gekleideten maskierten Mann und dessen braune Augen gesehen haben. Niemand erkannte K.S. als Täter wieder.

Der hatte von Beginn an seine Unschuld beteuert. Auch nach dem Freispruch bleibt der 25-Jährige weiter in Strafhaft, der Haftbefehl in der Raub-Sache wurde jedoch aufgehoben.

Wie berichtet, war der 25-Jährige wegen des Raub-Vorwurfs vor Monaten vom offenen wieder in den geschlossenen Vollzug gewechselt. Das dürfte sich demnächst erneut ändern. Möglich ist auch, dass K.S. bald auf Bewährung freikommt. Sein Anwalt, Harald Benninghoven, wies gestern daraufhin, dass sein Mandant bereits zwei Drittel seiner Strafhaft verbüßt hat. Bei guter Führung ist ein Straferlass zur Bewährung möglich und durchaus üblich.

Wie berichtet, war K.S. im sogenannten Todespillen-Prozess wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt, weil der junge Party-Veranstalter unter falschem Namen im Internet Pillen an Lebensmüde verkaufte. Mehrere Menschen starben. Im damaligen Prozess hatte K.S. ein Geständnis abgelegt und sich bei den Opfern entschuldigt.

Gestern vor Gericht dankte er seiner Familie, die immer zu ihm gestanden habe und sagte: "Ich will endlich ein neues Leben anfangen." Der Todespillen-Prozess war übrigens auch Bestandteil der gestrigen Urteilsbegründung. Laut Gericht habe sich K.S. damals als Pillenverkäufer als eloquent und intelligent in Szene gesetzt. Eine solche Attitüde passe nicht zu einem plumpen Raub. Und dass sich der junge Mann damals "als Räuber erprobt" habe, sei unwahrscheinlich.

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