Galerie Grölle Tiere in der Kunst: Der Mensch herrscht, die Tiere leiden

Marlene Baum sprach über Tierdarstellungen in der bildenden Kunst.

Galerie Grölle: Tiere in der Kunst: Der Mensch herrscht, die Tiere leiden
Foto: Julia Zinnbauer

Wuppertal. „Krieg den Tieren“ — über ein außergewöhnliches Thema sprach die Kunsthistorikerin Marlene Baum im neuen Raum 2 der Galerie Grölle. Mit zahlreichen Beispielen vor allem von Pferden spannte sie einen weiten Bogen vom Barock bis heute, der in der bestens besuchten Galerie zu Recht tiefen Eindruck hinterließ.

Zuvor führte schon Michael Baudenbachers Videoinstallation ans Thema heran. Sie stellt Bilder der frei lebenden Wildpferde in Dülmen neben Aufnahmen aus einem Reitbetrieb. Es gilt als Fortschritt, die Tiere in Führmaschinen zu trainieren. Aber selbst bei der angeblichen Vorzugsbehandlung ist das Unbehagen der Pferde über die eingeengte Bewegung unübersehbar.

Deutlich härter geht die bildende Kunst mit dem Pferd um — als Abbild der realen Verhältnisse. Obwohl das Animalische der Anima, dem beseelten Leben, nahe ist, seien Tiere immer instrumentalisiert worden, sagte Marlene Baum. Der Mensch macht sich zum Gott über die Tierwelt. Im Absolutismus durften überhaupt nur Könige zu Pferd dargestellt werden. Der aufgeklärte Preuße Friedrich der Große war der erste und einzige Herrscher, der im Reiterstandbild ohne Sporen auf dem Pferd sitzt. Friedrich Wilhelm IV. zerrt noch 1886 an der Kandare, dass das Pferd vor Schmerz das Maul aufreißt — was als martialische Pose begrüßt wurde.

Krieg, Jagd und Opferrituale gehören zu den grausamen Strategien der Unterwerfung von Tieren — Baums Beispielbilder reichten von Rembrandts Kollegen Frans Snyders bis zu Picassos „Guernica“ von 1937 mit einem aufgereckten Pferdekopf im Zentrum.

Beispiele für die Aussöhnung mit der Natur findet Marlene Baum in der zeitgenössischen Kunst etwa bei den Aktionen von Joseph Beuys und bei Francis Bacon: Da können Schweinehälfte zu Engelsflügeln werden. Bazon Brock, dem sie die Anregung für den Vortrag verdankt, zeigt sie auf einem Foto bei einer höflichen Frage an einen Esel: „Das ist die einzig annehmbare Position.“

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