„Three Tales“ begeistert immer noch mit hoher Qualität

Die Video-Oper ist noch zweimal im Opernhaus zu sehen.

„Three Tales“ begeistert immer noch mit hoher Qualität
Foto: Uwe Stratmann

Seine erste Spielzeit als Wup-pertaler Opernintendant begann Berthold Schneider am 17. September 2016 nicht ohne Risiko. Denn das Stück „Three Tales“ von Beryl Korot (Video) und Steve Reich (Musik) hat mit tradiertem Musiktheater nichts zu tun. Sein Mut wurde belohnt. Seine eigene Inszenierung war ein Erfolg. Wohl deshalb wurde diese Video-Oper nun wieder auf die Bühne des Opernhauses gehoben. Ungebrochen war am ersten Abend der Publikumszuspruch. Alle Stühle waren besetzt. Und um es gleich vorwegzunehmen: Ein Besuch an den beiden übrigen Terminen in dieser Spielzeit am 11. Februar und 4. März lohnt sich nach wie vor.

An der hohen Qualität der Aufführung hat sich nämlich nichts geändert. Äußerst präzise und nuanciert spielten die zehn Musiker überwiegend vom Sinfonieorchester Wuppertal auf: ein Streichquartett und je zwei Klaviere, Vibraphone und Schlagzeuge. Auch die fünf Sänger - die beiden Sopranistinnen Nina Koufochristou und Ralitsa Ralionova sowie die Tenöre Andreas Karasiak, Dustin Smailes und Christian Sturm - gestalteten ihre schweren Partien intonationsrein und sehr ausdrucksstark.

Dabei war auf Michael Cook immer Verlass. Traumwandlerisch sicher lotste er Musiker und Sänger durch die Partitur mit ihren vielen Taktwechseln. Punktgenau war sein Dirigat zu den Tönen, Geräuschen, Worten (Klangregie: Thomas Dickmeis), die aus den im Bühnenraum verteilten Lautsprechern kamen. Das Publikum saß wieder auf weißen Drehstühlen mit auf der Bühne, war mittendrin im Geschehen.

Die Geschichte um die Explosion des Zeppelins Hindenburg in New York - das Ende der Luftschifffahrt 1937 - kam von der rückwärtigen Leinwand. Die Atombombentests der US-Amerikaner auf dem Bikiniatoll nach in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurden anschließend gegenüber auf die Wand geworfen. Dort, mit Blick auf das schwach ausgeleuchtete leere Auditorium, war auch die Methode zu sehen, wie 1997 das Klonschaf Dolly erschaffen wurde.

Hautnah bekam man die Statements berühmter Akademiker über den technologischen Fortschritt und deren Konsequenzen für die Menschheit und den Planeten mit. Anfangs machte das Publikum als Einführung in Reichs Musiksprache der „Minimal Music“ bei seiner „Clapping Music“ aus dem Jahr 1972 eifrig mit. Zum Schluss, nach dem letzten Ton und Bild und dem anhaltenden Schlussapplaus, stand bewusst die Frage im Raum, wohin sich die Welt aufgrund solcher dargestellten technischen Möglichkeiten künftig entwickelt und wie verantwortungsvoll die Menschheit damit umgehen soll.

Die Inszenierung ist absolut sehens- und hörenswert.

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