Theater: Wer verdient einen eigenen Platz?

Es ist eine Frage der Ehre: Die Diskussion um einen Horst-Tappert-Platz wird durch Gegenvorschläge angeheizt.

Wuppertal. Keine Frage: Bei Krimi-Fans hat er einen festen Platz im Herzen. Horst Tappert hat es immer mordsmäßig spannend gemacht. Ob der "Derrick"-Darsteller deshalb auch noch einen Platz vor dem Wuppertaler Schauspielhaus bekommen muss, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Denn auch Oberbürgermeister Peter Jung hat offensichtlich ein Herz für den gebürtigen Elberfelder: Einen Monat nach dessen Tod regt er an, Tappert ein Denkmal setzen - im Namen des Schauspielers, salopp gesagt. Die WZ hat es bereits berichtet. Geht es nach Jung, könnte es für Kino- und Theaterfans bald heißen: "Wir treffen uns am Horst-Tappert-Platz."

Was aber sagen die, die genau dort Theater machen? Generalintendant Gerd Leo Kuck hat da so seine eigenen Vorstellungen - und einen entsprechenden Gegenvorschlag: "Ich fände einen Pina-Bausch-Platz ganz wunderbar." Wer sagt denn auch, dass man Künstlern nicht schon zu Lebzeiten ein eigenes Forum geben kann? Ein unbeschriebenes Gesetz, wie es in der Stadtverwaltung heißt. Und das verböte, lebende Legenden mit einem Platz zu würdigen - egal, ob vor dem Schauspielhaus oder andernorts.

Dass Bausch ein Platz zustände, kann Kuck deshalb nur in aller Grundsätzlichkeit betonen: "Sie ist die bedeutendste Vertreterin der darstellenden Kunst, die Wuppertal hervorgebracht hat. Und vor allem: Sie hat etwas ganz Eigenes geschaffen." Auch wenn Pina Bausch faktisch nicht in Frage kommt, gibt es Alternativen: Ein neues Namensschild am Kulturtempel an der Kluse hätte sich eigentlich auch "eine ganze Reihe alt gedienter Darsteller" verdient, wie Kuck erklärt.

Schauspieler Hans Richter, der selbst seit Jahrzehnten zu den absoluten Publikumslieblingen gehört, findet Jungs Vorschlag gut: "Tappert hat ja sowohl im Kino als auch im Theater Karriere gemacht. Von daher passt es." Noch passender fände der 65-Jährige aber einen anderen Namen: Er plädiert für einen Arno-Wüstenhöfer-Platz. "Das wäre vorrangiger, auch wenn es schon einen Arno-Wüstenhöfer-Weg gibt." Und der erinnert an den früheren Intendanten, der "den überregionalen Ruhm mitbegründet hat". Auch Kuck nennt Wüstenhöfers Verdienst beim Namen: "Er hat Pina hierher geholt - gegen den damaligen Widerstand. Er war ein Riesengewinn für die Stadt."

Im Rathaus heißt es allerdings, dass die Chancen, eine Straße und einen Platz nach ein- und derselben Person zu benennen, denkbar gering sind. Eine Doppelung könne im Notfall, wenn Rettungswagen im Einsatz sind, schnell zu Verwechslungen führen. Es bleibt also spannend - wie in einer guten "Derrick"-Folge.

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