Teures Internet: Wenn Jugendliche in die Kostenfalle tappen

Die Wuppertaler Verbraucherzentrale bot zwei ungewöhnliche Unterrichtsstunden in der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule an.

Wuppertal. Rein mit der Scheibe und dann fleißig klicken. Worauf? Ohne Zögern immer auf "weiter". So einfach ist die Software-Installation von der CD. Gegen das Eilverfahren ist nur wenig einzuwenden, solange das Programm von einem seriösen Anbieter stammt. Der Nachteil: Schnelldurchgänge werden zur Gewohnheit, das Kleingedruckte wird überblättert.

Schwarze Schafe der Branche schlagen Kapital aus solchem Verhalten, sie machen besonders gerne bei Jugendlichen Kasse. Um den Nachwuchs für Kostenfallen im Internet und für die finanziellen Grenzen eines Privathaushalts zu sensibilisieren, erteilten Michelle Schüler und Alexandra Kopetzki von der Verbraucherzentrale NRW zwei ungewöhnliche Unterrichtsstunden in der Klasse 9a der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule.

Der simulierte Fall: Tim lädt auf einen heißen Tipp hin einen Film herunter. Die empfohlene Seite sagt ihm aber, er benötige einen Player, der ebenfalls als Download zur Verfügung stehe. Im beschriebenen Eilverfahren hechtet Tim über die AGBs hinweg und mogelt bei der Altersangabe, weil seine 16 Jahre ohnehin nicht als Möglichkeit aufgelistet sind. Brisant wird die Sache, als eine Rechnung über 96 Euro ins elektronische Postfach flattert.

In einer solchen Klemme komme es oft zu Störungen der Eltern-Kind-Beziehung, sagt Marlene Pfeiffer von der Verbraucherzentrale. Das Internet dürfe dazu jedoch kein Anlass sein, denn die einschlägigen Seiten seien nun mal darauf ausgelegt, unerfahrene Nutzer zu täuschen.

Absichtlich versteckte Preisangaben seien Grund genug, den Kauf nicht anzuerkennen. Zudem handele es sich bei Tim - wie auch den Schülern der Klasse 9a - um Minderjährige, und da müsse eben eine Einwilligung der Eltern vorliegen. Es genüge, darauf schriftlich hinzuweisen. Falsch dagegen sei es, wegen bestehender Drohungen die Rechnung zu bezahlen.

Einige Schüler der 9a haben bereits schlechte Erfahrungen gesammelt. 256 Euro sollte Cecigui für ein simples Gehirnjogging zahlen. Trotzdem ist er zuversichtlich und meint, noch bessere Tricks als die Abzocker auf Lager zu haben. "Stecker raus, dann lässt sich die IP nicht mehr nachverfolgen."

Priscilla hat schon die dritte Mailadresse, weil auf ihren anderen Konten Rechnungen eintrafen. Decke über den Kopf sei aber nicht der richtige Weg, warnt die Verbraucherzentrale. Es gebe mittlerweile Anwälte, die sich darauf spezialisiert hätten, säumige Surfer zu stellen.

Lehrer Christof Aubke war sich nach dem besonderen Unterricht sicher, dass die Warnung sitzt: "Wenn Fachkräfte zu uns in die Schule kommen, dann lernen die Schüler auch."

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