Serie: Mein erstes Mal „Tango ist eine Lebensaufgabe“

WZ-Mitarbeiterin Mirja Dahlmann hat sich im Ada aufs Parkett gewagt, um den Tanz der Argentinier zu erlernen.

Serie: Mein erstes Mal: „Tango ist eine Lebensaufgabe“
Foto: Andreas Fischer

wuppertal. Ich tausche also die von mir bevorzugten Boots mit weniger schweren Damenschuhen — schließlich möchte ich niemanden mutwillig verletzen — und mache mich auf den Weg ins Café Ada. Als ich die Treppe zum Tanzsaal des Cafés hinaufsteige, kämpfen zwei Seelen in meiner Brust. Erinnerungen an die schweißnassen Hände meiner Mitschüler in der Tanzschule mischen sich mit wachsender Neugier. Die Tanzlehrer Christian Schmidt und Valentina Herold erwarten mich bereits, während sich zwei Paare schon grazil über das Parkett bewegen. Wie es der Zufall so will, ist an diesem Abend Daniele, ein anderer Anfänger, vor Ort.

„Tango ist in erster Linie einmal ‘schönes Gehen’“, klärt uns Valentina Herold auf. Es gebe keine strikten Vorgaben. Mein ebenso unerfahrener Tanzpartner und ich begeben uns zunächst in die Grundposition und sollen uns — den lateinamerikanischen Rhythmen lauschend — durch den Raum bewegen.

Getanzt wird grundsätzlich gegen den Uhrzeigersinn. Dies gestaltet sich für mich als Herausforderung, weiß man doch beim Tango nicht, welche Schrittfolge als nächstes kommt. „Bei diesem Tanz geht es um Improvisation und die Verbindung zwischen beiden Partnern. Wichtig ist, dass man wahrnimmt, was auf der anderen Seite passiert“, sagt Christian Schmidt mit einem Schmunzeln. An dieser Sache hapert es ein wenig. Elegant wirken unsere wenig koordinierten Bewegungen nicht. Für Daniele gestaltet sich die Aufgabe etwas schwieriger, soll er als Mann doch die Führung übernehmen.

Besser wird es, als Schmidt und Herold sich unserer annehmen. Ich tanze mit Schmidt, der die Tanzbewegungen deutlich und klar vorgibt. „Die Kommunikation des Tangos ist eine universelle und internationale Sprache“, erklärt er mir, während er mich bestimmt durch den Raum schiebt und ich mir dabei schon ein bisschen elegant vorkomme.

„Frauen sind am Anfang schon ein wenig im Vorteil, wenn sie mit einem erfahrenen Partner tanzen. Es geht aber nicht um Führen oder Folgen, sondern um ein Miteinander. Jede Bewegung ist wie eine Einladung, die die Frau annehmen kann“, sagt er. Interessant ist: Der Tango erinnert an ein tänzerisches Baukastensystem, bei dem die verschiedenen Elemente spontan kombiniert werden. Schnell lerne ich die sogenannten „Ochos“, die „Achten“, bei denen achtförmige Drehungen auf dem Boden getanzt werden. Wichtig ist dabei, die Bewegungen nicht komplett aus eigener Kraft durchzuführen, sondern sich von dem Partner in diese hineindrehen zu lassen. Die Kontrolle abzugeben, fällt mir etwas schwer, aber bald habe ich den Bogen heraus. „Sehr gut“, lobt Schmidt. Ich freue mich, anscheinend bin ich doch kein hoffnungsloser Fall.

Noch einmal werden die Partner getauscht. „Die Bewegungen beim Tango sind klar und einfach. Die Aufrichtung spielt dabei eine große Rolle“, sagt Herold. Am Ende der Stunde habe ich das Gefühl, an Körperkontrolle und Intuition gewonnen zu haben. „Natürlich kann man den Tango Argentino nicht in einer oder in zehn Sitzungen lernen“, sagt Tanzlehrer Schmidt. „Das ist eine Lebensaufgabe.“

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