„Symbolpolitik bringt da nichts“

Florian Beer von der GEW sprach beim Asta über Antisemitismus an Schulen. Er plädiert für eine dauerhafte Beschäftigung mit dem Thema.

„Symbolpolitik bringt da nichts“
Foto: Anna Schwartz

Es kann beinahe kein Zufall sein, wie passend die Veranstaltung des Astas gerade in den öffentlichen Diskurs passt. Denn vergangene Woche hatte der Allgemeine Studierendenausschuss zum Vortrag „Antisemitismus an deutschen Schulen“ geladen. Just nachdem das Thema vor allem durch Kollegah, Farid Bang und das Ende des Echo wieder massiv in die Öffentlichkeit getragen wurde.

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Wuppertal

Anlass für den Vortrag von Florian Beer aus dem Vorstand der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) war aber vielmehr die allgemeine Lage an deutschen Schulen. Cornelis Lehmann, Referent für Politische Bildung im Asta, sagt, die Überschneidung mit dem Echo sei „Zufall“ gewesen. Vielmehr sei Antisemitismus gerade in den vergangenen Jahren mehr und mehr Thema geworden. Da es an der Universität Wuppertal eben viele Lehramtsstudenten gebe, sei das Thema hier wichtig.

Auf der Asta-Ebene waren dann auch etwa 40 Zuhörer, um Florian Beer zu hören und mit ihm zu diskutieren. Beer kam nicht drumherum, auch den aktuellen Diskurs aufzugreifen und zeigte in der Präsentation ein Bild der Echo-Preisträger Kollegah und Farid Bang — denn: „Antisemitismus sells“.

Das Problem ginge aber weit darüber hinaus. Beer stellte die Formen von Antisemitismus vor, zeigte die geschichtliche Entwicklung vom religiösen über den rassistischen bis zum Israel-bezogenen Antisemitismus. Darüber hinaus zeigte er aber auch, dass es rechte und linke Strömungen gibt, bewusste und unbewusste Formen. Das Thema ist verbreitet und divers und findet dementsprechend natürlich auch an Schulen statt. Beer machte deutlich, dass Vorurteile gegenüber Juden vielfältige Gründe und Herkünfte haben. Die kämen vielleicht aus dem Elternhaus, aber auch aus der Popkultur. Selbst Schulbuchverlage seien davor nicht gefeit. So hat der Klett-Verlag im Politik-Buch „Anstöße 2“, das seit 2012 benutzt wurde, eine Grafik benutzt, auf der eine Art „Pac-man“ — ein Kugelkopf mit Zähnen — Europa angreift und droht aufzufressen. Im Schweif der Figur steht „Rothschildbank“ — eine Anspielung auf die Verschwörungstheorie, nach der die Juden als Herren der Finanzwelt die Welt regieren. Auch die GEW habe schon fragwürdiges Material im Internet zur Verfügung gestellt.

Beer mahnte dazu, das Thema nachhaltig in die Schule zu integrieren. Einzelne Aktionen würden nicht helfen. „Symbolpolitik bringt da nichts“, sagte er. Stattdessen solle man das Thema in möglichst vielen Fächern aufgreifen — Politik, Geschichte, Deutsch, Biologie. Schulen sollten Gedenk- und Feiertage integrieren, Veranstaltungen im Umfeld besuchen, Museen und Gedenkstätten. Halbherzig könne man das aber nicht machen. „Wenn das schlecht vorbereitet ist, kann es nach hinten losgehen“, sagte Beer.

Im Falle, dass es zu antisemitischen Äußerungen oder Angriffen käme, rät Beer zu einem klaren Fahrplan, einem festen Konzept für das Vorgehen. So könne man einen konsequenten und transparenten Umgang institutionalisieren.

Eine Schule diente Beer noch als Beispiel, die Schüler nach solchem Fehlverhalten konsequent in die Synagoge schicke. Gerade Muslime lernten da, dass es doch mehr Gemeinsamkeiten gebe als erwartet. Und Begegnung helfe eben am besten.

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