Stress beim Ordnungsdienst: 3000 Anrufe pro Monat

Seit neun Jahren gehen städtische Ordnungshüter auf Streife. Trotz guter Zahlen: Eine personelle Aufstockung ist nicht finanzierbar.

Wuppertal. Mit acht Mitarbeitern ging der städtische Ordnungsdienst (OD) vor neun Jahren an den Start. Seither ist viel passiert. Vor allem personell: Mittlerweile gibt es 20 "städtische Sherriffs". Anfang des vergangenen Jahres nahm die OD-Leitstelle im Rathaus Barmen ihre Arbeit auf. Unter der Nummer 5634000 gehen dort pro Monat 3000 Beschwerde-Anrufe ein. Die Bandbreite reicht vom verdreckten Spielplatz bis hin zu Dauerparksündern ein.

Ein hohe Beschwerde-Zahl. Tendenz steigend. Und: Die beiden Mitarbeiter in der OD-Leitstelle können längst nicht alle Anrufe bearbeiten. Mehr als zehn Prozent geben irgendwann in der Warteschleife auf.

Trotzdem: Das Arbeitsfeld der OD-Mitarbeiter hat sich drastisch geändert. Längst stehen nicht mehr nur die Citys von Barmen und Elberfeld auf der täglichen Route. Auch andere Stadtteile werden regelmäßig bestreift. Entsprechend groß ist in Wuppertal die Knöllchengefahr.

Der OD kontrolliert und bestraft nahezu alles, was das Ordnungs- und Ordnungswidrigkeitenrecht hergibt: Von der Abfallwirtschaftssatzung über das Landeshundegesetz bis zur Straßenverkehrsordnung. Das drückt sich auch in der Statistik aus.

Im Jahr 2008 zahlten vom OD erwischte Wuppertaler mehr als 185.000 Euro an Verwarn- und Bußgeldern. Soviel hat die Installation der neuen OD-Leitstelle gekostet. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 kamen insgesamt gerade mal 32.000 Euro Euro zusammen. Aus rein finanzieller Sicht scheint sich damit die Personalaufstockung längst gelohnt zu haben.

Das allerdings weckt quasi in alle Richtungen Begehrlichkeiten. So stellt das Ordnungsamt fest, dass "die Personalaufstockung durch einen entsprechenden Aufgabenzuwachs immer sofort mindestens kompensiert wurde".

Das beste Beispiel dafür ist das Thema Jugendschutz. Die Stadt hat sich groß auf die Fahne geschrieben, insbesondere Alkoholmissbrauch von Minderjährigen einzudämmen. Entsprechend wird beispielsweise auf zu Trinkertreffen umfunktionierten Spielplätzen kontrolliert. Aber natürlich auch im Wuppertaler Nachtleben.

Entsprechend verlagern sich die Arbeitszeiten der städtischen Sheriffs in die Stunden nach Mitternacht, mithin außerhalb der Regeldienstzeiten. Diese Überstunden können im Regeldienst nicht ausgeglichen werden. Denn auch tagsüber soll der OD Präsenz zeigen. Die Überstunden werden demnach vergütet. Das bedarf "dringend einer Gegensteuerung" heißt es vielsagend in der aktuellen OD-Bilanz. Gibt’s etwa mehr Personal? "Nein", sagt Stadtkämmerer Johannes Slawig (CDU). Dafür ist kein Geld da.

Bleibt die Frage nach der neun-Jahres-Bilanz. Mit sich ist der OD offenbar zufrieden. "Der Ordnungsdienst hat sich als feste Größe etabliert, wird allgemein anerkannt und erfüllt eine notwendige, schwierige Aufgabe mit viel Engagement", sagt Carsten Vorsich vom Ordnungsamt.

Allerdings sieht längst nicht jeder ein, dass es in Wuppertal beispielsweise verboten ist, einen alten Stuhl aus dem Sperrmüll zu ziehen. Zuweilen geht’s vor Ort hart zur Sache. Wie berichtet, haben die OD-Mitarbeiter seit zwei Jahren die Anweisung, bei Sperrmüll-Einsätzen mit stichsicheren Schutzwesten auf Streife zu gehen. Vorsichs Fazit: "Der Respekt vor der Uniform lässt deutlich nach. Der Ton auf der Straße wird zusehends rauer."

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