Streetart im Netz: Ganz Wuppertal als Kunstwerk

Fotos von Streetart aus dem Tal sind nun bei Facebook zu sehen. Sie sollen die Stadt von einer anderen Seite zeigen.

Wuppertal. Kunst? Die gehört doch in Galerien, Museen und Ateliers. Von wegen: Seit vielen Jahren erobert sich Kunst immer mehr Orte im Alltag, im Stadtbild. Auch Wuppertals hat einiges dieser sogenannten Streetart (zu Deutsch: „Straßenkunst“) zu bieten.

Die neue Entwicklung: Diese Art der Kunst wird mittlerweile weltweit zum Renner in sozialen Netzwerken wie Facebook. Frei nach dem Motto des Düsseldorfer Künstler Joseph Beuys, „Alles ist Kunst“, sammeln Menschen Fotos von Straßenkunst. Unter dem Titel „Streetart in Germany“ wird sie dann auf Facebook veröffentlicht — ein ganz eigenes Kompendium der Alltags-Kunst im öffentlichen Raum.

Seit vergangenem Sommer hat auch Wuppertal seine eigene Facebook-Seite die immer weiter wächst und gedeiht — „Streetart in Wuppertal“. Deren Betreiber Jens Mahnke und Michael Ungermanns möchten damit Wuppertals Straßenkunst auf einen Blick zeigen: „Wir wollen die Kunsthintergründe des Graffitis zeigen und gleichzeitig auf all die Kunst im Tal aufmerksam machen“, sagt Mahnke. „Wuppertal hat unglaublich viel zu bieten.“

Tatsächlich: Geht man mit offenen Augen durch die Stadt, findet sich Streetart buchstäblich überall. Dabei geht es nicht immer nur um Schönheit und beständige Kunst. Oft erfüllt die Straßenkunst auch die Aufgabe von leiser Gesellschaftskritik. Ein Beispiel zeigt sich an der Luisenstraße, wo ein Wandbild mit Panzern am Sinn des Krieges zweifelt.

Wesentlich vergänglicher als so ein Graffito, sondern nur für den Moment inszeniert ist etwa jenes Foto, das zwei Zettel auf einer blauen Parkbank zeigt: „Reserviert für gute Gespräche.“

Gleich auf mehreren Bildern im Netz vertreten ist ein Trend, der in Wuppertal in jüngster Zeit etwa in Barmen oder auf dem Uni-Campus zu sehen war: Guerilla Knitting (zu Deutsch:„Guerilla-Stricken“). Dabei geht es um das Wieder-Erobern vermeintlich steriler innerstädtischer Räume durch das „Bekleiden“ mit Gestricktem. So bekommen zum Beispiel Straßenlaternen und Fahrradständer bunte Wolle angezogen — eine „Verbuntung“, die mit der Schere zu entfernen ist und damit nicht per se als Sachbeschädigung gilt (siehe Kasten).

Dazu zeigt der virtuelle Streetart-Stadtführer auch lokal berühmten Kunstwerke wie die großfortmatigen Arbeiten des Wuppertalers Martin Heuwold, allen voran die Lego-Brücke an der Schwesterstraße. Gerade letzteres Werk verschafft Wuppertal im Netz neue Fans: „Ich wünschte, ich könnte es mit eigenen Augen sehen“, schreibt etwa die ghanaische Facebooknutzerin Millicent Konadu Boateng begeistert über Heuwolds Brücken-Kunstwerk, während Jakon Quer der Stadt ein virtuelles Lächeln zuwirft: „Hometown :)“ — „Heimatstadt!“

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