Stoppt die Solinger Kehrtwende die Fusion der Orchester?

Politiker der Nachbarstadt ziehen sich mit einem Antrag aus der gemeinsamen Vereinbarung zurück.

Wuppertal/Solingen. Die Verwirrung um eine mögliche Orchesterfusion wird nicht geringer. Im Gegenteil. Die Diskussion wird immer konfuser — obwohl oder gerade weil sich ein Ende abzuzeichnen scheint.

„Wir warten jetzt erst einmal ab, wie der Solinger Rat entscheidet“, erklärte Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke am Mittwoch auf WZ-Nachfrage. Wie die Westdeutsche Zeitung berichtete, hat der Solinger Stadtrat am 26. Mai über einen Antrag zu entscheiden, der noch einmal „sämtliche Alternativmodelle“ auf den Tisch bringen soll und ein klarer Rückschritt ist — gemessen an dem Actori-Gutachten, das im Februar zu dem Schluss gekommen war, dass allein eine Fusion erhebliche Sparmaßnahmen erzielen könne.

Nun jedoch möchte Solingen erneut Alternativen prüfen lassen, die der Gutachter bereits untersucht hatte — vor allem eine „kleine Lösung“, die statt eines Groß-Orchesters intensivere Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Bergischen Symphonikern und dem Wuppertaler Sinfonieorchester vorsieht.

Wird der Antrag am 26. Mai angenommen, wovon auszugehen ist, sollen die Prüfungsergebnisse dem Solinger Rat in seiner Sitzung am 14. Juli vorgelegt werden.

Ursprünglich hatten Wuppertal, Solingen und Remscheid vereinbart, dass ein Arbeitskreis mit Vertretern aus allen drei Verwaltungen einen gemeinsamen Vorschlag formuliert, auf dessen Basis eine Entscheidung hätte gefällt werden sollen. Dieser Vorschlag sollte im Juni verkündet werden.

Solingens Kehrtwende wirft diesen Zeitplan über Bord. Sofern sie der Solinger Rat absegnet, bedeutet sie zudem, „dass einer Fortführung des ,Arbeitskreises Orchesterfusion’ die Grundlage entzogen ist“, wie Nocke auf Nachfrage bestätigt. Mit anderen Worten: Wenn der Arbeitskreis nicht mehr tagt, ist die Fusion vorerst vom Tisch.

Wie groß die Distanz zwischen den Städten ist, zeigt nicht zuletzt die Rechtschreibung: Im Solinger Antrag ist vom „Symphonieorchester Wuppertal“ die Rede — ein Schlag ins Gesicht der Wuppertaler Sinfoniker. Lassen es die möglichen Partner an Taktgefühl fehlen? Nocke hat der Mehrheits-Antrag, den Solinger Politiker jetzt vorgelegt haben, jedenfalls „komplett überrascht“. Wie die WZ berichtete, war dies nicht die erste Überraschung: Zuvor hatte Remscheids Kulturdezernent Christian Henkelmann im Alleingang verkündet, dass die Arbeitsgruppe, deren Vorsitzender er ist, eine Fusion vorschlagen werde. “ Leitartikel, S. 16

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