Stadtwerke sehen keine Chance für niedrigere Strompreise

Auf Einladung des Bündnisses „Unsere Stadtwerke“ diskutierten Experten über die Energiewende und ihre Kosten.

Wuppertal. Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung zum Thema „Wird Energie unbezahlbar?“, zu der das Bürger-Bündnis „Unsere Stadtwerke“ ins Rathaus geladen hatte. Zahlreiche Besucher verfolgten die kontroverse Diskussion mit Vertretern der WSW, Parteien, Tacheles und Verdi. Johannes Slawig, Stadtdirektor und Mitglied im Aufsichtsrat, sieht die Probleme der WSW nicht in der Beteiligung an GDF SUEZ, sondern in erschwerten Bedingungen der Stromerzeugung auf Bundesebene und dem schrumpfenden Markt im Tal bedingt.

Der Leiter des Bereichs Neue Energiekonzepte der WSW, Norbert Hüttenhölscher, betonte, dass die WSW sich weiter an der Energiewende beteiligen, auch außerhalb Wuppertals. Er verwies auf erschwerte Bedingungen im Bergischen Land. Dichte Bebauung lasse einen großen Ausbau der Windenergie nicht zu.

Für Hermann Ott (Grüne) geht eine erfolgreiche Energiewende einher mit einer Dezentralisierung und Rekommunalisierung der Stadtwerke: „Die Global Players sind aus dem letzten Jahrhundert“. Damit stieß er bei vielen Zuhörern auf Zustimmung — trotz der Versicherung von Johannes Slawig, dass die Beteiligung der WSW am Kohlekraftwerk Wilhelmshaven Versorgungssicherheit herstellen werde und die WSW kein verlängerter Arm von GDF SUEZ seien. Für Ott war die Liberalisierung des Strommarktes ein Fehler: „Die Energieversorgung ist zu wichtig, um sie dem Markt zu überlassen.“ Während Hüttenhölscher keine Chance für eine Preissenkung sieht, ist Ott überzeugt, dass die erneuerbaren Energien auf Dauer die Preise senken werden.

Auch Andreas Scheidt, Bundesfachbereichsvorsitzender von Verdi, ist dieser Meinung — und betont: „Von der Marktwirtschaft müssen wir wieder zu einer sozialen Marktwirtschaft kommen.“ Heiß diskutiert wurde das Problem der Stromabschaltungen in der Stadt. Etwa 4000 Haushalte waren im vergangenen Jahr betroffenen. Frank Jäger vom Verein „Tacheles“ berichtete von seinen Erfahrungen mit Betroffenen. Obwohl die Zahlen rückläufig sind, appelliert er für einen runden Tisch: „Es gibt strukturelle Defizite — und die Einhaltung der Verhältnismäßigkeitsklausel würde schon helfen.“

Hüttenhölscher erklärte sein Bedauern, betonte jedoch, dass die Stadtwerke nicht die Sozialprobleme der Stadt lösen könne. Den Wechsel zu anderen Stromanbietern sieht er kritisch. Denn „wir unterstützen finanziell den ÖPNV“, merkte er an. Einer Kooperation zwischen den WSW und Bürgergenossenschaften zur Energiewende steht er positiv gegenüber.

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