Richards Kampf zurück ins Leben

Wie ein junger Vohwinkeler nach einer Tumorerkrankung wieder ins Leben findet — und sich seine engagierte Mutter um eine Delfintherapie für ihn bemüht.

Richards Kampf zurück ins Leben
Foto: dpa

Vohwinkel. Der 14-jährige Richard aus Vohwinkel ist ein glücklicher Teenager. Doch dann taumelt er, kann nicht mehr gerade laufen. Ärzte raten dem großen, schlaksigen Jungen, mehr zu essen und Sport zu treiben. Bis der Kinderarzt genau hinsieht — und einen mandarinengroßen Hirntumor entdeckt. Mit der Operation verändert sich Richards Leben.

Richards Kampf zurück ins Leben
Foto: Otto Krschak

Der Tumor wird am 22. Februar 2013 diagnostiziert. „Da sind mir das erste Mal die Knie weggegangen. Ich dachte, bei der Untersuchung handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme“, berichtet Richards Mutter, Petra Brosch. Drei Tage später wird Richard operiert. Sechs Stunden soll die OP dauern. Doch Richards Schädelknochen ist dünn, während der Operation bricht er. 14 Stunden warten die Eltern und Bruder Arnold, bis Richard aus dem Operationssaal geschoben wird. „Da habe ich gelernt, dass die Hölle auch Vorhöllen hat“, sagt Petra Brosch.

Petra Brosch, Richards Mutter

Nach der OP kann ihr Sohn nicht sprechen und sich nicht bewegen. Mit seiner Mutter kommuniziert er über die Augen. Erst nach acht Monaten in einer Meerbuscher Rehaklinik kann er wieder schleppend sprechen. Alleine laufen kann er bis heute nicht. Dazu kommen Störungen der Bewegungskoordination, sogenannte Ataxien. „Für einen 15-jährigen Mann ist das ziemlich bitter. Richard ist stark, ich wüsste gar nicht, ob ein Erwachsener das so tragen könnte“, sagt Petra Brosch.

Mittlerweile isst Richard alleine. Schnabeltassen und Windeln braucht er nicht mehr. Aber das Laufen fällt ihm immer noch schwer. Täglich trainiert er mit seiner Mutter. Er legt ihr den Arm um die Schulter, geht vorsichtig ein paar Schritte und lächelt sie an. Petra Brosch lächelt zurück. Sie gibt die Hoffnung nicht auf: „Das dauert lange, aber ich glaube, dass das hilft. Kleine Fortschritte werden irgendwann zu großen Fortschritten.“

Seit einigen Monaten besucht Richard eine Förderschule für motorisch behinderte Kinder. Der Unterricht richtet sich nach den Fähigkeiten der Schüler. „Früher ist er gerne zu Schule gegangen, jetzt tut er sich ein bisschen schwer“, weiß Petra Brosch. Momentan durchlebe er eine depressive Phase. Sich jeden Tag aufzuraffen, kostet Kraft.

Kay Evers, Geschäftsführer von Dolphin Aid

Um ihrem Sohn seine Lebensfreude zurückzugeben, sammelt die Familie Geld für eine Delfintherapie. Die 14-tägige Behandlung für Jugendliche mit Ataxien kostet 9000 Euro — Geld, das die Familie nicht hat. Petra Brosch ist während Richards Krankheit arbeitslos geworden. Ihre Firma wurde geschlossen. Die Familie ist auf Spenden angewiesen.

Die Therapie wird über den Verein „Dolphin Aid“ organisiert. „Wir helfen schwerstkranken Kindern und ihren Familien, die den Druck nicht mehr aushalten“, erklärt Geschäftsführer Kay Evers. Um in das Programm aufgenommen zu werden, müssen entsprechende Atteste vorliegen. „Eine Delfintherapie kann eine Initialzündung sein und weitere Therapien erst möglich machen. Ich glaube, dem Jungen würde das wirklich gut tun“, so Evers.

Petra Brosch will sich nichts vormachen: „Da passiert kein Wunder, aber ich glaube, er kann jede Unterstützung gebrauchen.“ Ihr Sohn soll den Mut nicht verlieren und mit viel Kraft weiterarbeiten. „Ich wünsche mir, dass er ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben führen kann.“

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