Diskussion um marodes Ehrenmal

Das Holzkreuz wurde auf Drängen des Bürgervereins Vohwinkel abgebaut. Aber erst ein Jahr nach dem ersten Hinweis.

Diskussion um marodes Ehrenmal
Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Mehr als 60 Jahre stand das Mahnmal an der oberen Ehrenhainstraße. Das rund sechs Meter hohe Holzkreuz überragte die dortige Gedenkstätte. Jetzt ist nur noch der untere Balken übrig. Das Kreuz wurde am Mittwoch abgebaut. Nach einer Prüfung durch das Gebäudemanagement erwies es sich im unteren Bereich als morsch und nicht mehr standsicher. „Das Kreuz war vollkommen marode, so dass wir sofort handeln mussten“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Unter anderem erwies sich ein Stützbalken als komplett durchgefault.

Das Thema hat eine längere Vorgeschichte. Ausgelöst wurde die neue Untersuchung durch einen weiteren Hinweis des Vohwinkeler Bürgervereins. Dieser hatte bereits im vergangenen Jahr den schlechten Zustand des Kreuzes kritisiert und Abhilfe gefordert. Auch der jüngste Brief erinnerte die Behörden an ihre Sorgfaltspflicht. Immerhin steht am 19. November der Volkstrauertag mit vielen Teilnehmern am Ehrenmal an. „Die Verantwortlichen sollten sich fragen, ob wir es uns erlauben können, zu einer Gedenkveranstaltung vor einem vielleicht nicht mehr standsicherem Kreuz einzuladen“, heißt es in dem Schreiben des Vorsitzenden Udo Johenneken. Dass jetzt das Kreuz nach der letzten Prüfung sofort abgebaut wurde, bestätigt ihn in seiner Sorge. „Es ist schade, dass nach unserer Warnung im vergangenen Jahr offenbar keine Maßnahmen ergriffen wurden“, sagt Johenneken.

Auch in der Bezirksvertretung am Mittwochabend sorgte die Nachricht für Raunen im Plenum. „Nicht auszudenken, was hätte passieren können“, sagt Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD). Er dankt Udo Johenneken ausdrücklich für dessen Beharrlichkeit. Jetzt möchte die Stadt möglichst bis zum Volkstrauertag am 19. November für Ersatz sorgen und hat bereits zwei Angebote in Auftrag gegeben.

„Wir prüfen gerade, was ein etwa gleich großes Holzkreuz kosten würde, erwägen aber auch eine kleinere Variante“, sagt Martina Eckermann. Für die Unterstützung bei der Finanzierung will die Stadt mögliche Sponsoren ansprechen.

Ob ein neues Kreuz tatsächlich noch vor dem Volkstrauertag aufgestellt werden kann, bleibt allerdings offen. Heiner Fragemann ist diesbezüglich nicht gerade optimistisch. „Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben“, sagt er. Notfall müsse die Gedenkfeier ohne Holzkreuz stattfinden. „Hauptsache, die Gefahrensituation ist beseitigt“, betont der Bezirksbürgermeister.

Das Mahnmal hat eine lange Tradition. Bereits 1929 entstand am Ehrenhain ein Denkmal für die im ersten Weltkrieg umgekommenen Soldaten. Es war im Vergleich zur bisherigen Form deutlich größer und als halbkreisförmige Terrasse angelegt, zu der eine kurze Steintreppe führte. Im Zentrum befand sich schon damals ein Holzkreuz. Zu beiden Seiten waren mehrere Steinsockel angelegt, die mit Bronzetafeln versehen waren. Im zweiten Weltkrieg wurde das Mahnmal zerstört. Der Bezirksverein Vohwinkel-Süd ließ ihn zunächst provisorisch wieder herrichten. 1956 wurde die neue Anlage während der Vohwinkeler 600-Jahre-Feier eingeweiht.

Der Volkstrauertag gilt der Erinnerung an die Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs und an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Zudem wird der heutigen Opfer von Gewaltherrschaft in der Welt gedacht. An der jährlichen Gedenkveranstaltung beteiligen sich zahlreiche Vereine und Institutionen. Sie findet am 19. November um 11.30 Uhr an der oberen Ehrenhainstraße statt.

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