Bürgerbad: Das Ehrenamt symbolisch zu Grabe getragen

Mehr als 500 Teilnehmer bei der Demo am Hallenbad an der Ehrenhainstraße.

Vohwinkel. "Damit hätte ich nicht gerechnet“. Angesichts der versammelten Menschenmenge vor dem Bürgerbad Vohwinkel war Vereinsvorsitzender Kai-Rüdiger Becker erst einmal fast sprachlos.

Mehr als 500 Bürger nahmen nach Angaben der Polizei am Samstag an einer Demonstration anlässlich der endgültigen Schließung des Hallenbades teil. Dabei wurde das Ehrenamt mit einem Holzsarg symbolisch zu Grabe getragen. Die Demonstranten zogen vom Bad aus über die Kaiserstraße bis zur Kirche St. Mariä Empfängnis und machten ihrem Ärger über das Ende des Vohwinkeler Vorzeigeprojekts mit Trillerpfeifen und Rasseln lautstark Luft.

Viele trugen zudem Schilder und Plakate gegen die Schließung. Mit dabei waren auch zahlreiche junge Menschen. Ihnen war die Betroffenheit ebenfalls deutlich anzusehen. „Als ich erfahren habe, dass hier Schluss ist, habe ich erstmal geweint“, sagt die 16 jährige Katharina. Sie geht mehrfach die Woche im Stadtteil schwimmen. Auch ihre Freundin Nadine ist traurig. „Ich liebe dieses Schwimmbad und kann mir gar nicht vorstellen, wie es jetzt weitergehen soll“, erzählt die 17- Jährige.

So empfinden viele Teilnehmer der Demonstration, deren Unmut nach wie vor groß ist. Kai-Rüdiger Becker brachte die Stimmung in seiner Rede auf den Punkt: „Ich spreche hier als wütender Bürger einer maroden, zerfallenden Stadt, die durch jahrzehntelanges Missmanagement ruiniert ist“, rief der Vereinsvorsitzende den Demonstranten zu. „Gebäude und Technik des Bürgerbad Vohwinkel zeigen, wie ohne Verstand und Gewissen mit unseren Steuergelder umgegangen wurde“, so Becker unter anhaltendem Applaus. Er verwies auf den hier geleisteten enormen Einsatz der Ehrenamtler, denen die Signale und Wertschätzungen der Verantwortlichen fehlten.

Auch Vohwinkels Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) sieht dabei Versäumnisse. „Ist von offizieller Seite immer mit offenen Karten gespielt worden und wirklich alles Mögliche versucht worden“, fragte er bei der Abschlusskundgebung und erhielt darauf ein lautstarkes „Nein“ aus der Menge. Trotzdem rief der Politiker die Bürger dazu auf, sich weiterhin ehrenamtlich zu engagieren.

Die gute Resonanz der Demonstration dürfte trotzdem nichts am Ende des Bürgerbades ändern. Der Vorstand sieht hier ein zu großes Defizit bei den Energiekosten gekoppelt mit dringend notwendigen Investitionen. Viele Eltern befürchten jetzt Probleme beim Schulwimmen. „Es wird gar nicht möglich sein, alle Kinder mit Bussen zu anderen Bädern zu bringen“, kritisiert Mutter Elisabeth Schmidt-Frank.

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