„Ganz klar: Das war ein toller Abend“

Vereinsstände, Bühnen und jede Menge Party: Auch der Wuppertaler Westen feierte – die Stadt und sich selbst.

Vohwinkel und Sonnborn. Gaby und Seyfullah Baser sind fest entschlossen: "Wir gehen zu Fuß." Es ist 18.15 Uhr, und Sturzbäche rinnen über die Kaiserstraße. Einer der vielen Wolkenbrüche des Wochenendes, von dem sich kaum jemand beeindruckt zeigt: Die Grillwurst schmeckt auch im Hauseingang, und eine Gelegenheit zu feiern wird in Vohwinkel unter keinen Umständen ausgelassen - ganz egal, ob es sich dabei um Flohmarkt, Stadtteilfest oder wie jetzt um den Langen Tisch handelt.

Gaby und Seyfullah Baser sind dazu aus Elberfeld gekommen: "Samstags ist unser Wandertag" sagt Gaby Baser, "jetzt wird halt durch die Stadt gewandert." Die ganze Strecke bis Oberbarmen haben die beiden sich vorgenommen, "wenn das Wetter es erlaubt", schränkt Seyfullah ein.

Wie auf Kommando lässt der Regen nach. Auf der Straße geht die Party weiter - auch eine Schachpartie wird fortgesetzt. "Schlag’ den Vereinsspieler", ist auf dem Schild am Tisch des Vohwinkeler Schachclubs zu lesen. Der junge Milat Almendalawi hat die Aufforderung richtig verstanden und versucht sich im Spiel gegen Schachfreund Norbert Becker.

Lange dauert der ungleiche Kampf nicht, doch das ist unwichtig: "Uns geht es darum, Lust auf Schach zu wecken", sagt Norbert Becker, dessen Club an diesem Tag ebenfalls Geburtstag feiert: "Wuppertal wird 80 - wir auch!" Bis in den späten Abend sitzen die Vereinsfreunde auf der Kaiserstraße. Als sie gegen 2 Uhr nachts Uhr aufräumen, sind geschätze 100 Partien ausgespielt.

Mit Denksport hat das Team vom Sonnenstudio weiter unten auf der Kaiserstraße wenig im Sinn: Party ist angesagt. Aus den Boxen wummert Mallorca-Sound, im Eimer auf dem Tisch schwappt rote Flüssigkeit, lange Strohhalme ragen über den Rand. Ist das echte Sangria? "Na klar", sagt Anja Schmitz. Überflüssige Frage. Roibuschtee riecht auch irgendwie anders. Wer vorbei kommt, darf probieren.

Ebenfalls viel launigen Lärm machen derweil "Ede und seine WG" auf ihren Musikinstrumenten, doch noch mehr Publikum wird an diesem Abend das wohl größte Vohwinkeler Konzert haben: Schon um kurz vor acht stehen an die hundert Metal-Fans vor der Bühne der Heavy Metal Force Bergisches Land und hören geduldig dem Soundcheck zu. Es gibt viele Kutten und noch mehr Haare zu sehen: Herren, auch die jungen, tragen Zopf - und am späten Abend rocken alle Frisuren gemeinsam.

Weiter östlich, in Sonnborn, ist ein bisschen mehr vom eigentlichen Charakter des Stadtfestes zu erleben: Bänke und Tischdecken, Kerzen und Nudelsalat erinnern schon eher an die Feste vor fünf und zehn Jahren.

"Eine tolle Sache, der Lange Tisch", ist nicht nur dort einhellig zu hören. Auch Gaby und Seyfullah Baser, die Stadtwanderer, sind zufrieden. "Bis zum Alten Markt haben wir es geschafft", sagt Seyfullah. Gegen 1.30 Uhr kommen die beiden dort an und teffen unterwegs viele Freunde.

Besonders gut hat ihnen die Strecke zwischen Westende und Robert-Daum-Platz gefallen. "Da war viel los", sagt Seyfullah und resümiert: "Ganz klar, das war ein toller Abend." Im feiererprobten Wuppertaler Westen ist zu dieser Zeit natürlich längst nicht Schluss mit Party - die Vohwinkeler sind ganz andere Zeiten gewohnt: Die letzten Biere werden weit nach halb vier ausgeschenkt.

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