Rädchen: Warum Ronsdorf gegen neue Wohnungen kämpft

Politik und Bürgerschaft sehen keinen Bedarf für Neubauten am Ortsrand. Anwohner befürchten Verlust von Grundbesitz.

Ronsdorf. Der Widerstand der Ronsdorfer Bezirksvertretung gegen Neubauprojekte im Außenbereich hat schon Tradition. Bei der Luhnsfelder Höhe führte dies mit Unterstützung aus der Bürgerschaft zum Erfolg. An diese lange Diskussion fühlt man sich erinnert, wenn es aktuell um den Bebauungsplan Nr. 1107 V Heidter Straße/Rädchen geht.

In Ronsdorf herrscht in Politik und Bürgerschaft nahezu vollständige Übereinstimmung: Eine Wohnbebauung an diesem Standort ist nicht erforderlich und er zerstört die Landschaft. Wiederholt hatte sich die Bezirksvertretung einstimmig gegen den Bebauungsplan gewandt, wurde aber in schöner Regelmäßigkeit vom Bauausschuss und dem Rat der Stadt überstimmt. CDU und SPD, deren Volksvertreter in Ronsdorf immer gegen diesen Plan gestimmt haben, gaben dem Vorhaben in der übergeordnete Ebene grünes Licht.

Richtig ist, dass im gültigen Flächennutzungsplan, dem auch die Bezirksvertretung Ronsdorf zustimmte, eine Bebauung vorgesehen ist. Die jetzt vorgelegten Pläne sehen dort insgesamt acht Ein- und Mehrfamilienhäuser vor. Um diese Pläne zu stoppen, haben Bürger das Bündnis Heusiepen gegründet. Mehr als 3000 Unterschriften wurden gesammelt und Widersprüche gegen den Bebauungsplan eingelegt.

Zu einer der wichtigsten Fragestellungen ist die des Wohnraumbedarfs geworden. Die Prognosen gehen auch für Ronsdorf von einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung in den kommenden Jahren aus. Parallel werden andere Wohnungsbauvorhaben im Stadtteil vorangetrieben. Dazu werden Grundstücke bebaut, die näher zur Ortsmitte liegen. Beispiele sind die ehemalige Schule Vogelsholz und die Grundschule Holthauser Straße. Das Verfahren für dieses Grundstück wurde jetzt mit einstimmiger Zustimmung der Bezirksvertretung eingeleitet.

Immer neue Details werden bekannt. So haben die Besitzer der Reihenhäuser auf der gegenüberliegenden Seite der Heidter Straße beim Kauf ihrer Grundstücke von der katholischen Gemeinde Teile der Straße erworben, auf die sie zugreifen könnten, wenn diese später einmal verlegt würde. Mit dem neuen Bebauungsplan würde die Straßenführung festgeschrieben und die Eigentümer könnten niemals über ihr Eigentum verfügen.

Noch gravierender sind aber die Gerüchte, wonach Mitglieder der beiden großen Parteien Stillschweigen bewahren und für den Plan stimmen, weil sie gleichzeitig im Aufsichtsrat der Sparkasse sitzen. Hintergrund: Der Bauträger Pro Objekt ist ein Partner der Stadtsparkasse Wuppertal. Ingrid Rode (SPD) hatte deshalb in der Bezirksvertretung beantragt, dass der Rat diesen Gerüchten entgegenwirken oder Ross und Reiter nennen soll. Diese Gerüchte seien schädlich für die gesamte Wuppertaler Politik. Ausdrücklich nahm sie Mitglieder ihrer eigenen Partei dabei nicht aus.

Eine Klagemöglichkeit gegen die Pläne haben indes nur die direkten Anlieger, wenn im Frühjahr der Satzungsbeschluss gefasst worden ist.

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