L419-Ausbau: Sorge um den Scharpenacken

Der Landesbetrieb plant beim Ausbau ohne Grünbrücke. Naturschützer und Stadt warnen vor einer Isolierung des Biotops.

L419-Ausbau: Sorge um den Scharpenacken
Foto: Stefan Fries

Ronsdorf. Isolierte Biotope haben keine Zukunft — das gibt Jörg Liesendahl, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Wuppertal zu bedenken. Er sorgt sicht um die Tiere im Waldgebiet Scharpenacken: Wildschweine, Rehe, Füchse, Wiesel und Marder seien nämlich nach dem Ausbau der L419 — so wie er aktuell geplant ist — in ihrem Biotop eingekesselt, weil der Weg zur Natur südlich der Parkstraße abgeschnitten sei. „Damit isolieren wir den Scharpenacken noch weiter. Für die Tiere gibt es dann keinen Austausch im Genpool mehr“, sagt Liesendahl. Dadurch bestehe sogar im Extremfall die Gefahr, dass bestimmte Arten aussterben. Um Tieren eine Querung der L419 weiterhin zu ermöglichen, fordern Naturschützer schon seit geraumer Zeit eine Grünbrücke oder eine geeignete Unterführung unter der neuen Autobahn. Mit der Veröffentlichung seiner aktuellen Planungen hat der Landesbetrieb Straßen NRW allerdings gezeigt, dass diese Wünsche keine Berücksichtigung gefunden haben.

Das bemängelt auch die Stadt. Seit Jahren sei man mit Straßen NRW im Gespräch und habe eine begrünte Brücke als Verbindungsstück zwischen Ronsdorfer Anlagen und dem Scharpenacken gefordert, sagt Volker Knippschild. Er ist im Ressort Stadtentwicklung der Stadt Wuppertal für die L419-Planung zuständig und hat an der aktuellen Stellungnahme der Verwaltung gearbeitet.

Darin fordert die Stadt erneut, dass der Ausbau der L419 nicht ohne dieses Verbindungsstück über die in Zukunft autobahnähnlich ausgebaute Parkstraße führt. In erster Linie geht es der Stadt laut Knippschild jedoch um die Menschen. „Wir wollen einen qualitativ hochwertigen Übergang in den Scharpenacken haben.“

Die Brücke soll, geht es nach der Stadt, mindestens 30 Meter breit sein und bepflanzt. „Man soll darüber gehen können und nicht unbedingt merken, dass darunter eine Autobahn ist“, sagt Liesendahl. Das, was Straßen NRW an der Stelle des heutigen Fußgängerüberwegs zwischen dem Scharpenacken und Ronsdorfer Anlagen geplant hat, bezeichnet Knippschild als „schlichten Brückenbau“ mit einer Breite von lediglich acht Metern.

Die Tiere hat die Stadt zusätzlich auf dem Schirm und fordert an anderer Stelle eine Unterführung für den Wildwechsel. Dass es diesen heutzutage noch gibt, da sind sich Stadt und Naturschützer sicher. Jörg Liesendahl weist darauf hin, dass die L419 heute, gerade in der Dämmerung und in der Nacht, häufig nicht viel befahren ist. Gerade hinter dem Lichtscheider Überflieger sei die L419 jetzt noch sehr schmal. „Natürlich wechseln da Tiere die Straßenseite“, sagt Liesendahl. Eine autobahnähnliche Straße mit Lärmschutzwänden werde hingegen zur unüberwindbaren Barriere für die Tiere.

Projektleiter Andreas Früh von Straßen NRW sieht das anders. „Es gibt dort schon seit Jahrzehnten eine Barriere für Tiere“, so seine Bewertung der Landstraße. Zudem sei der Wildwechsel an dieser Stelle überhaupt nicht nachgewiesen. „Wir haben eine Tunnellösung untersucht. Das Ergebnis ist, dass es dafür keine Notwendigkeit gibt“, sagt Früh. „Alle schützenswerten Arten haben Flügel.“ Die geplante Querung — von Straßen NRW Parkbrücke getauft — werde so gestaltet, dass sie ansprechend ins Landschaftsbild passe. Früh weist darauf hin, dass damit eine klare Verbesserung zum Status quo geschaffen wird. „Heute ist da eine Ampel und sie stehen als Fußgänger mitten im Verkehr.“

Warum keine 30 Meter breite Brücke? Früh glaubt, dass vom Landesbetrieb an dieser Stelle mehr gefordert wird als nötig. „Wir dürfen aber nur das machen, was die Maßnahme verlangt“, sagt er. Der Kostenunterschied sei gewaltig. So koste eine Brücke in den geforderten Dimensionen laut Früh rund 2,8 Millionen Euro — mehr als das Dreifache der geplanten Parkbrücke. Zudem weist der Projektleiter daraufhin, dass eine echte Grünbrücke ausschließlich für Tiere gedacht ist und dann keinen Überweg für den Mensch darstellen darf.

Im Laufe des Jahres will Straßen NRW auf die Ende 2017 gemachten Stellungnahmen von Stadt, Verbänden und Bürgern zur Planung antworten. Mit dem Erörterungstermin mit der Bezirksregierung — dem nächsten Schritt der Planung — rechnet Volker Knippschild nicht vor 2019.

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