In den Tiefen der Talsperre

In der Talsperre gibt es seit Kurzem auch regelmäßige Führungen. Die WZ hat sich vorab umgesehen.

Ronsdorf. Konzentriert rollt Dirk Garn Zentimeter für Zentimeter von dem Lichtlot ab. Sobald die Elektrode, die an dem langen Maßband befestigt ist, den Wasserspiegel berührt, gibt es ein akustisches Signal. Der Talsperrenmeister des Wupperverbandes nickt zufrieden und notiert 15,92 Meter als Messwert für den Wasserpegel auf seinem Kontrollbogen. Einmal pro Woche macht er seinen Rundgang. Eine Stunde braucht er etwa, um die zehn Messungen durchzuführen: sechs im Außenbereich der Staumauer der Ronsdorfer Talsperre, vier im Inneren. Zum ersten Mal — mit Ausnahme von Wuppertal 24 Stunden live — seit der Sanierung öffnet der Wupperverband die Mauer für Führungen.

Zu sehen ist dann vor allem die 2004 installierte elektronische Messtechnik inklusive Leitungen und Bohrsystem. In diesem Zuge erneuert wurden aber auch auf der Luftseite der Mauer fast 90 Prozent der Steine, auf der Wasserseite dichtete der Wupperverband sie mit einer wasserundurchlässigen Betonschale ab. Seit der Inbetriebnahme der Technik hat es kaum Abweichungen von den manuell erzielten Messergebnissen gegeben. „Wenn überhaupt, dann im Bereich der dritten Stelle hinter dem Komma“, berichtet Dirk Garn.

Er beginnt seine Runde stets im Turm der Mauer. Dort liest er die Wassertemperatur ab — beim Ortstermin 21 Grad an der Oberfläche und 17,2 Grad in zwei Metern Tiefe. Dann geht es weiter mit den Pegelmessungen. „Jeder Körper hat im Wasser Auftrieb, auch die Staumauer. Theoretisch würde die also abheben, wenn der Pegel zu hoch wäre“, erklärt der Talsperrenmeister. An der Ronsdorfer Talsperre sei der Wasserstand jedoch recht konstant. Einige Meter weiter, immer noch auf dem Rücken der Mauer, wird erneut gemessen. An der Luftseite geht es nun nach unten ins Tal. Etwa acht Meter unterhalb der Oberkante misst Dirk Garn ein drittes Mal, bevor er in die seitliche Drainage der Mauer verschwindet.

Angenehm kühl ist es dort. Unter den Füßen plätschert unaufhörlich das Wasser. „Bis nach oben in den Turm sind es von hier etwa 27 Meter“, erzählt der Wupperverbands-Mitarbeiter. Über eine Leiter gelangt man dorthin. Wer an ihr entlang blickt, kann am oberen Ende etwas Licht erahnen. „Bisher musste ich da zum Glück nicht rauf“, sagt Garn. Stattdessen hockt er nun auf dem Gitter und lässt Wasser aus den Rohren in einen Messbecher fließen. So ermittelt er, wie viel Sickerwasser aus der Mauer austritt.

Natürlich wird auch das elektronisch erfasst. Doch der Wert ist wichtig, um gleichmäßig Wasser aus der Mauer in den Bach unterhalb einleiten zu können. Dieses speist auch einen Springbrunnen, zurzeit fünf Liter pro Sekunde. Bei größeren Regenmengen springt automatisch die kleine Wasserkraftanlage im Inneren der Staumauer an. Sie produziert im Jahr etwa so viel Energie, wie ein Einfamilienhaus in dieser Zeit benötigt. Eingespeist wird sie ins normale Stromnetz.

Durch ein Fenster an der Seite ist sichtbar, wie sich die Turbine dreht. „Wir haben das gemeinsam mit der Erich-Fried-Gesamtschule entwickelt. Sie haben die Ausschreibung dafür vorgenommen“, erzählt Dirk Garn. Kein Wunder, dass Schulklassen und Projektgruppen an der Talsperre gern gesehen sind. Geplant sind auch in Zukunft Führungen für Kinder. Mehr Infos:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort