Das Schiffchen bewegt sich unaufhörlich weiter

Bandwirkermuseum zeigt immer mittwochs, wie früher Bänder aller Art hergestellt wurden.

Das Schiffchen bewegt sich unaufhörlich weiter
Foto: Stefan Fries

Ronsdorf. Es ist laut im Ronsdorfer Bandwirkermuseum an diesem Mittwochnachmittag. Zwei der historischen Webstühle laufen und die Besucher staunen, mit welcher Geschwindigkeit das Schiffchen mit dem Faden von einer zur anderen Seite saust.

„Wir zeigen hier die ganze Historie vom Ursprung bis zur Moderne“, erklärt Walter Abram, einer der vier Aktiven im Arbeitskreis Bandwirkermuseum. Abram hat den Beruf des Bandwirkers von der Pike auf gelernt und kann von daher sehr authentisch erzählen.

An betriebsbereiten Modellen wird gezeigt, wie die Hutbänder und die Haarschleifenbänder, die früher in Ronsdorf gefertigt wurden, hergestellt werden. „Im kleinen Bereich werden übrigens auch heute noch Hutbänder in Ronsdorf gefertigt“, erzählt Abram. Das Seidenmaterial, das dafür gebraucht wurde, haben die Unternehmer damals in Frankreich eingekauft. In Ronsdorf wurden die Stränge gefärbt und anschließend auf Scheibenspulen umgewickelt. All das wurde in Handarbeit gemacht.

In verglasten Schränken ist das Zubehör zu sehen, die unterschiedlichen Bänder sind ausgestellt und auf einer Maschine wird das frühere Stadtwappen von Ronsdorf noch produziert. „Ein Rapport dauert ungefähr eine Viertelstunde“, sagt Abram und weist auf weitere, typische Artikel aus dieser Zeit, die vor allem in Barmen gefertigt wurden. Zum Beispiel Nummernbänder oder Hosenschonerband.

Vom Mühlstuhl — handbetrieben seit etwa 1836 — über den elektrisch betriebenen Bandstuhl und einen Jacquardstuhl bis hin zu den modernen Bandwebautomaten wird hier in der ersten Etage des Hauses an der Remscheider Straße alles gezeigt, was einstmals in Ronsdorf in Betrieb war.

Dazu kommen eine Windmaschine und eine Spuhlmaschine als Hilfsmaschinen und der Schärhaspel, alles Geräte der heimischen Hausindustrie, die vorzugsweise seidene und halbseidene Bänder produzierten. Fachbücher zur Bandindustrie finden sich ebenfalls im Ausstellungsraum, der an jedem Mittwochnachmittag zwischen 17 und 18 Uhr geöffnet wird. Durch das ehrenamtliche Engagement der Arbeitskreis-Mitglieder ist das möglich geworden. Sie bringen den Besucherinnen und Besuchern nicht nur die Arbeitsweisen, sondern auch die Lebensumstände der Bandweber im 20. Jahrhundert näher. Zu den Besuchergruppen gehören Schulklassen, aber auch Mitglieder von Verbänden und Vereinen.

Gerade ist ein kleiner Modellwebstuhl zu den vorhandenen Exponaten dazu gekommen. „Mein ehemaliger Chef bei der Firma von Bauer Sohn hat ihn uns zur Verfügung gestellt“, freut sich Walter Abram. Er hat ihn restauriert und möchte jetzt gerne damit auch mal nach draußen gehen: „In Schulen, oder auch in Altenheime.“. Denn wenn sich die Bandstühle bewegen, dann interessieren sich die Menschen, vor allem aber die Kinder dafür“, weiß er aus Erfahrung. Hin und wieder begleiten die Experten ein Schulprojekt und regelmäßig melden sich Schulklassen an, die das kleine Museum gerne besichtigen möchten.

Kontakt zum Bandwirkermuseum in Ronsdorf, Remscheider Straße 50, gibt es telefonisch unter anderem bei Walter Abram: 0202/467615.

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