Martin Smida in Lüntenbeck: Ein Künstler zieht ins Schloss

Martin Smida lebt bereits im Innenhof von Schloss Lüntenbeck — sein Atelier kommt nach.

Lüntenbeck. Wenn man den Innenhof-Park von Schloss Lüntenbeck durchquert, liegt im hinteren Winkel links versteckt der Mühlenturm. Hier haben seit diesem Monat der Künstler Martin Smida, seine Frau und der große Hund Paul ihr Domizil. Malerisch liegt der Wohnturm am See, der einmal als Wasservorrat diente, um das Mühlrad in Betrieb zu halten. Getreide wurde in der „Bannmühle“ gemahlen, denn die umliegenden Höfe waren an ihren Grundherren in der Lüntenbeck gebannt. Längst ist der Mahlzwang aufgehoben, das unterschlächtige Wasserrad verschwunden. Nur einige, an Mauern gelehnte Mühlsteine erinnern an die Vorzeit.

Mittlerweile haben die Besitzer, die Familie Dinnebier, alle Gebäude aufs Modernste renovieren lassen, ohne den historischen Charakter aufzugeben. Smida erzählt: „Antonia Dinnebier, die Tochter, hat mir angeboten, hier Wohnung und später ein Atelier zu beziehen. Hier ist es öffentlicher. Wir hoffen, dass hierhin auch Menschen kommen, die sonst nicht in ein Atelier gehen würden.“ So wird die Familie Smida da heimisch, wo auch Antonia Dinnebier vier Jahre lang gewohnt hat. Sie erinnert sich: „Im Dachgeschoss des Mühlenturms hört man des Nachts sogar die alte Wetterfahne von 1760 im Wind quietschen.“

Anregungen für einen Künstler bietet die Umgebung auf jeden Fall. Im Untergeschoss, in einem Raum des dreigeschossigen Turms, will Smida ein Mal- und Zeichenatelier einrichten und „Sachen herstellen, die nicht so viel Dreck machen.“ Und im gegenüberliegenden Schuppen soll zu Beginn des neuen Jahres sein Bildhauer-Atelier entstehen.

Im Obergeschoss des Ateliergebäudes wird der scheue, 1960 in Prag geborene und seit 1974 in Deutschland lebende Künstler, gesprächig. Ob er eine besondere Affinität zu Fischen habe, weil der Fisch zentrales Motiv in der Ausstellung sei. „Nein“, gesteht Martin Smida schmunzelnd, „eigentlich mag ich gar keinen Fisch. Ich erinnere mich mit Grauen an den in der Badewanne schwimmenden Karpfen, der an Weihnachten bei uns zu Hause immer gegessen wurde.“ Dennoch fasziniere ihn die einfache Lebensform oder etwa das intensive Farbenspiel eines Goldfisches im Wasser. Auch habe ihn die Fisch-Symbolik in allen Kulturen beschäftigt. Sein Projekt „365 Fische“ hat mittlerweile ganz Europa bereist. Auch im Mühlenturm hängt eine Auswahl der Fische mit den geschlossenen Augen.

Zwischen Witz und Melancholie sind Smidas Werke anzusiedeln, denn mancher vordergründige Spaß entpuppt nach einiger Zeit erst einen ernsten Hintergrund. Wie wohl die Werke aussehen, die der 51-jährige Künstler in Zukunft im malerischen Lüntenbecker Ambiente schafft?

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