Konvent hat Nachwuchssorgen: Remigiushaus ohne Schwestern

Drei Damen waren verblieben. Sie werden am 26. Juni aber abgezogen.

Sonnborn. Fast 75 Jahre lang gehören die Schwestern vom Konvent in Thuine fest zum Altenheim St. Remigiushaus in Sonnborn. Wie ein guter Geist sind sie Tag und Nacht für die Bewohner präsent, sie wohnen sogar auf dem Gelände an der Garterlaie. „Etliche Bewohner und Angehörige kommen bewusst zu uns ins Remigiushaus, weil sie die Ordensschwestern und damit eine Verlässlichkeit in Glaubensdingen suchen“, sagt Frank Köbbemann, Leiter des Seniorenheims.

Doch im Juni geht diese Tradition zu Ende — kurz bevor die Schwestern im Oktober 75 Jahre lang am Remigiushaus beheimatet gewesen wären. Das Konvent mit Sitz im Emsland hat Schwester Soteris und ihre Mitschwestern Marcellina und Theofrid aus dem Altenheim abgezogen. Schwester Soteris (59), bisher Pflegedienstleitung im Haus Bonifatius und seit sechs Jahren vor Ort, wird zum Einsatz in der Obdachlosenhilfe in Osnabrück beordert. Ihre Mitschwestern, über 70 und über 80 Jahre alt, gehen beide in den wohlverdienten Altenteil. Sie waren zuletzt ehrenamtlich im Einsatz. Der Orden entscheidet nach Priorität, wo welche Aufgaben noch geleistet werden können und müssen.

Eine Nachfolge für das Remigiushaus wird es nicht geben, denn das Konvent hat wie alle anderen auch massive Nachwuchsprobleme. „Früher hatten wir über 20 Eintritte, jetzt sind es nur noch ein oder zwei pro Jahr“, sagt Schwester Soteris. 1300 Schwestern gehören weltweit zum Orden, gut drei Viertel der Schwestern in Deutschland sind im Rentenalter. Viele ihrer Mitschwestern seien 80 Jahre und älter. „Die jungen Menschen wollen sich nicht mehr an den Glauben binden“, vermutet sie. Deshalb sei der Orden gezwungen, immer mehr Schwestern aus den Außeneinsätzen abzuziehen.

Schwester Soteris selbst geht mit Wehmut. „Wir sind für die Menschen hier eine Beruhigung. Sie wissen, dass sie immer zu uns kommen können“, ist sie überzeugt.

Für Heimleiter Frank Köbbemann und vor allem für die Bewohner ist der Weggang der Schwestern aus Thuine ein herber Verlust: „Für uns geht ein Stück Sicherheit im seelsorgerischen Bereich verloren. Das können wir mit dem normalen Personal so nicht auffangen. Es fehlt die Zeit und der seelsorgerische Hintergrund.“

Die Ordensschwestern mit ihrer sichtbaren Tracht seien ein wichtiger Ansprechpartner und 24 Stunden rund um die Uhr präsent — auch bei nächtlichen Notfällen. Viele Bewohner und Angehörige würden bewusst das Gespräch mit ihnen suchen. Nach dem Weggang der Schwestern müssten viele Aufgaben auf die anderen Mitarbeiter verteilt werden.

Frank Köbbemann bemüht sich indes, einen neuen Orden für sein Haus zu finden und hat deshalb bereits Kontakt zum Generalvikariat in Köln aufgenommen. Doch das wird vermutlich schwierig: Denn die meisten Orden haben große Probleme, Nachwuchs zu finden.

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