Holländische Heide: Anwohner fürchten um die Naturidylle

Bebauung wird nicht grundsätzlich abgelehnt — Pläne werden aber als zu massiv kritisiert.

Katernberg. Die Holländische Heide soll bebaut werden. Die Pläne für das 26.000 Quadratmeter große Areal wurden am WZ-Mobil heiß diskutiert. „Hier ist keiner gegen eine Bebauung. Aber sie muss locker und nicht so üppig sein und vor allem in die Landschaft passen“, fordert Roland Becker. Immer wieder fallen die Worte „Naturidylle“, „Kleinod“ und „Naherholungsgebiet“ — und das will keiner der Anwesenden aufgeben.

„Heute steht in der WZ, dass Wuppertal die grünste Stadt Deutschlands ist, und das wird jetzt zerstört“, sagt Christa Weyerstall. Auch Carsten Stahlhuth, Bewohner der Nachbarschaft, führt dieses Beispiel auf. „Das ist noch das Einzige, womit Wuppertal werben kann. Die Stadt müsste das Gebiet kaufen, um das Filetstück hier zu erhalten“, sagt er. Er kann nicht verstehen, dass der Bürgerwillen von den Politikern übergangen wird. „Wenn nur noch das Geld entscheidet und nicht mehr das Allgemeininteresse das Einzelinteressen überwiegt, ist der Bürger doch völlig entmündigt.“

Genau dieser Punkt macht auch die anderen Anwohner wütend. „Unsere Bedenken wurden nicht mal zur Kenntnis genommen“, schimpft Christa Weyerstall. „Wir werden einfach im Ungewissen gelassen, und unsere Sorgen werden durch mangelnde Informationen beschwichtigt“, fügt Mieter Stefan Hütt hinzu.

Viele der Anwesenden fürchten um die Flora und Fauna, die sich Jahrzehnte an der Holländischen Heide entwickelt hat und durch die Bebauung zerstört würde. Die 72-jährige Adelheid Zieger ist hier aufgewachsen. Das Gelände gehörte früher ihren Großeltern. „Unter der Wiese ist ein hohes Wasseraufkommen. Zum Teil ist sie auch sumpfig. Da werden die neuen Hausbesitzer Freude haben.“

Und die Tierwelt, die sich dort angesiedelt hat? „Ihr wird der Lebensraum genommen — dem Bussard, der hier in den Bäumen nistet, der Rehfamilie, die hier auf der Wiese zu Hause ist, und vielen anderen Tieren“, bedauert Susanne Limbach. „Hier wird ein Naturidyll zerstört“, kommentiert Ute Templin.

Stadtbürger bräuchten eine intakte Natur, betont Klaus Rupprecht. „In Wuppertal wird aber keine Grünfläche in Ruhe gelassen.“ Umweltverbände, aber auch die Grünen, zweifeln an den Gutachten, die vorab erstellt wurden. Der Artenschutz sei nicht genug berücksichtigt worden, heißt es.

„Wir wollen hier keine Betonwüste“, sagt Peter Weyerstall. Er denkt auch schon über die Folgen der Bebauung nach. „Das wird eine Lärmbelästigung geben. Jede Familie hat doch mindestens zwei Autos.“ Und diese müssen irgendwie zu ihrem Wohnviertel gelangen. „Die Straße ist viel zu schmal für einen Bürgersteig. Wie sollen denn unsere Kinder sicher aus dem Haus treten können?“, sorgt sich Karen Becker.

Dafür, dass Leute im Grünen wohnen wollen, hat Klaus Thiel Verständnis. „Das ist aber ein zweischneidiges Schwert. Der, der hier kauft, sieht das anders als der, der hier schon wohnt.“ Die Bebauung könne man nicht aufhalten, auch wenn er darüber unglücklich sei, so Thiel.

Vier bis fünf Häuser an der richtigen Stelle, das wäre optimal, finden Christel und Joachim Priestersbach. So würde auch der Frischluftkanal erhalten bleiben.

Christine Weimanns Großonkel hat noch den Hof an der Holländischen Heide betrieben. „Das Grün wird platt gemacht“, bedauert sie. „Wenn Wuppertal etwas anders machen will, dann sollte man endlich andere Konzepte entwickeln.“

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