Angst vor neuen Hühnerställen - Andrang am WZ-Mobil

Mehr als 150 Besucher am WZ-Mobil: Anwohner wollen keine „Industrieanlage“ am Stürmannsweg.

Dönberg. Ländliche Idylle, weiter Blick über sattes Grün bis hin zu sanften Hügeln — und mittendrin ein Mann mit der Stimmgewalt eines Agitators. Was Ernst-Andreas Ziegler zu bewegen vermag, wenn er etwas will, hat er am Beispiel der Junior-Uni bewiesen. Was er hingegen erreichen kann, wenn er etwas nicht will, wird sich bald zeigen.

Nicht gewollt ist von Ziegler die Legehennen-Anlage am Stürmannsweg, wo am Mittwoch das WZ-Mobil Stimmen unter den etwa 150 anwesenden Bürgern sammelte. Noch ist von offizieller Seite nicht bestätigt, dass am Dönberg ein solcher Stall entstehen soll. Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Lüppken (CDU) weiß jedoch, dass es eine Anfrage bei der Stadt gibt, aber keinen Bauantrag.

Anwohner Kurt Backhaus berichtet von vielsagenden Beobachtungen. Am Morgen habe er Angestellte von Straßen NRW bei Vermessungsarbeiten gesehen. So mutmaßt er, dass die Fahrbahnen auf ihre Tragfähigkeit untersucht wurden. „Schließlich sollen da mal 40-Tonner herfahren.“ Backhaus ist überzeugt, die Schliche der Planer zu kennen. „In einem anderen Fall wurde ein Rinderstall beantragt. Per Nutzungsänderung wurde daraus ein Hühnerstall.“

Sarkastisch schlägt Walter Dürholz vor, den Dönberg in Hühnerberg umzubenennen. Hintergrund ist, dass im Umkreis bereits Tausende von Legehennen in den vorhandenen Großanlagen gackern. Die Anwohner vermuten, dass derselbe Betreiber hinter den neuen Plänen steckt. „Sie kennen ihn, sprechen Sie mit ihm und appellieren an sein Gewissen“, ruft Ziegler in die Menge und erntet schallendes Gelächter. Mit dem sei nicht zu reden. Daraufhin schlägt Ziegler andere Taktiken vor: Leserbriefe schreiben, Unterschriften sammeln und Politiker in die Pflicht nehmen.

Andreas Bialas (SPD) mahnt jedoch seine begrenzten Möglichkeiten an: „Wenn ein Antrag gestellt und genehmigt wird, dann sind die politischen Chancen eingeschränkt.“ Dafür hat Michael Kresin nur noch Kraftausdrücke parat. „35 000 Hennen bedeuten viereinhalb Tonnen Hühnermist.“

Klaus Draken will sich am WZ-Mobil informieren, weil er bislang nur durch Mundpropaganda von dem Vorhaben gehört habe. „Natürlich macht man sich Sorgen. Hier gibt es einen Kindergarten, eine Schule und einen Sportplatz“, sagt er.

Christa Runkel schließt sich der Meinung an. „Es ist natürlich heftig, ich weiß nicht, was auf uns zukommt“, befürchtet sie. Obwohl Monika Brzezinska nicht mehr am Dönberg lebt, setzt sie sich trotzdem für die Anwohner ein: „Meine Familie, Freunde und Bekannte wohnen noch hier. Ich möchte nicht, dass sie in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind.“

Sie hat sich schon sehr genau über die Hühnerhaltung informiert: „Der Kot von Hühnern ist ätzender als von anderen Tieren. Die Menschen sollen doch keine Angst haben, hier zu atmen.“

Reiner Jansen denkt schon über die Folgen nach. Alle Beteiligten seien Verlierer: „An erster Stelle die Natur, dann kommen die Hühner, die eingesperrt werden, wir Menschen und zum Schluss der Besitzer des Stalls, auf den dann das ganze Theater zukommt.“

Stefan Flach ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen: „Sind wir doch mal ehrlich. Wir Verbraucher wollen doch günstig Eier kaufen. Das zwingt doch die Landwirte, so zu arbeiten. Die Politik darf aber nicht diejenigen unterstützen, die nur an den Profit denken und vor Geldgier den Hals nicht voll bekommen.“

Für Dorit Schnier ist der Dönberg ein Paradies, der nicht von Hühner-Kot zerstört werden sollte: „Das ist gesundheitsgefährdend. Hier sind Spielplätze in der Nähe und viele Familien mit Kindern. Da müssen sich alle gegen auflehnen.“

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